Region
(gg). Rad-Enthusiast Werner Meisel erinnert sich noch gut daran,
wie er mit Radprofi Lutz Heßlich Anfang der 90er Jahre erste
Ideen für Radwege entlang der Spreewaldbahntrasse anregte.
1994 wurde das erste Teilstück zwischen Briesen und Werben
eingeweiht, rund 80 Prozent der Wegeführung in den Spreewald
ist mit der ehemaligen Bahntrasse identisch. Ein Förderverein
zur Anlegung von Fahrradwegen in Cottbus und Umgebung arbeitet
von 1992 an elf Jahre lang an den Ideen. Heute kreuzen sich sieben
Fernradwege in unserer Region. Davon profitierte auch Hotelier
Olaf Schöpe, dessen rund 5 000 saisonale Radtouristen am
liebsten in den Spreewald und neuerdings auch ins entstehende
Seenland südlich von Cottbus radeln: Wir gehören
zu einem Netzwerk der Radreisepartner mit rund 30 Hotels, die
sich beim Service helfen: Vom Bett und Lunchpaket bis zum Gepäcktransfer!
Sieben Hotels in Cottbus tragen heute das Signet radlerfreundlich,
denn die Branche boomt und erwartet in Zeiten von Wirtschaftskrisen
Zuwachs. Dass die Region da sehr gut aufgestellt ist, findet bei
beiden DoppelDeck-Podiumsgästen großes Lob, denn Wegebau
ist teuer.
Müsste es manchmal aber nicht sein, heißt es, als die
Runde sich der konstruktiven Kritik zuwendet. Nicht immer täten
asphaltierte Wege not. Gute Beispiele für Naturwege mit sandgeschlemmten
Schotterdecken, die auch nicht von Skatern pa-rallel genutzt werden
können, gäbe es zwischen Leipe und Lübbenau, schwärmt
Olaf Schöpe und schwört auf die fünf Kilometer
Naturweg. Werner Meisel liebt am meisten den Weg in Seese-Ost
entlang des ehemaligen Tagebausees. Und beide sind mit Helm unterwegs,
wenn sie radeln, denn mitunter hat man gefährlichen Wegeschäden
auszuweichen. Und per Klebezettel markieren die Gäste nun
gemeinsam am Radwanderplan die kleinen Ärgernisse, die auch
nach 15 Jahren Radwegebau noch bleiben: Die Wege um Drieschnitz-Kahsel
führt Werner Meisel an: Loch an Loch und sehr schade,
denn der Golfplatz wäre ein schönes Radwanderziel!
Die Gäste im Publikum ergänzen: Ein Weg fehlt zwischen
Krieschow und der Slawenburg, von Drachhausen bis zum Schwielochsee,
von Kiekebusch nach Kahren und weiter nach Frauendorf oder vom
Zollhaus bis nach Dissenchen. Und mitunter hapert es auch an der
Infrastruktur über die Wege hinaus: Radlerfreundliche Busse
sind nur zwischen Cottbus und Burg unterwegs, an vielen Brücken
fehlen Radführungsschienen, Unterstände sind nicht markiert,
auch Radausleihe für Menschen mit Handicap ist schwierig.
Und weiter geht die Mängelsuche innerhalb der Stadtgrenzen:
Größtes Ärgernis bleibt die Brücke über
die Bahn am Stadion der Freundschaft. Olaf Schöpe ist für
die bessere Beschilderung des Umwegs durch die Unterführung
Willi-Brandt-Straße und den Vorpark bis zur Spree am Tierpark,
wenn es denn aus Platzgründen keine ufernahe Lösung
geben kann. Er beklagt heftiger den fehlenden Radweg durch ganz
Sielow, der auch Schulkindern sichere Bedingungen bieten würde.
Die Gäste im Publikum kommen mit vorbereiteten Sorgenzetteln:
Die nördliche Seite des Viehmarkts ist dabei, ebenso wie
der fehlende Weg an der südlichen Karl-Marx-Straße
oder zwischen nördlicher Stadtgrenze und Bonnaskenplatz oder
die ärgerlichen Geländerschranken, die zu schmal zum
Durchfahren sind. Gefährliche Kreuzungen wie am Brunschwigpark
oder sinnlose Wegeführungen durch Ampelkreuzungen und Kreisverkehre.
Wer Radwege plant, sollte sie auf dem Papier schon durchradeln
und nicht radlos planen! wird am Ende der Runde noch an
den Tischen weiter diskutiert. Bei allem Ärger bleibt viel
Respekt für das Bemühen, eine richtige Radfahrerstadt
zu entwickeln und für Moderatorin Gabi Grube der Auftrag,
die Mängelpläne an die zuständigen Ämter weiterzugeben.
Darauf gab sie ein Radler-Ehrenwort.
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Werner
Meisel, RSC-Aktiver, und Radtourisik-Hotelier Olaf Schöpe
(von rechts) begutachten die erste Radwanderkarte der Nachwendezeit
aus dem Jahre 1995. Damals erst begann der Ausbau der Wege von
Cottbus in den Spreewald. Seitdem hat sich viel getan
Fotos: BeWe
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Besonders
ärgerliche Mängelpunkte werden am Plan notiert. Der
soll nun an die zuständigen Stellen. In Stadt und Landkreis.
Fakt bleibt: Keine andere ostdeutsche Region ist derart gut für
Radler ausgebaut
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