Cottbus.
Die jüngste der 15 Schauspieler des piccolo-Jugendclubs ist
15 Jahre alt. Ebenso alt, wie die jungen Leute, deren dramatische
Geschichte Thema ihrer nächsten Premiere sein wird. In Die
Gitter schweigen nähern sich die Jungen und Mädchen,
die älteste ist 21, theatralisch einer Ausnahmesituation:
Dem Gefühl nämlich, gefangen und gedemütigt zu
sein.
Erlebt haben das die Inhaftierten des ehemaligen geschlossenen
Jugendwerkhofs Torgau, der bis 1989 in Betrieb war. Theaterpädagoge
Matthias Heine bot deren Geschichte als mögliches Thema im
vergangenen Sommer zur Diskussion: Es knüpft an am
Jubiläum 20 Jahre Mauerfall und wird dennoch in vielen Diktaturen
und auf der ganzen Welt erlebt! Die Jugendlichen studierten
sowohl Zeitzeugenberichte als auch eine große Ministeriumsstudie
zum berüchtigten Jugendknast und waren beeindruckt, schildert
Heine: Man saß hier ein, ohne straffällig geworden
zu sein.
Es reichte, auffällig zu sein, nicht ins Bild einer sozialistischen
Persönlichkeit zu passen! In einem ersten Schritt,
schildert der Pädagoge, habe man DDR-Klischees bewältigt,
auch zur Seite geräumt. Langsam schälte sich die Universalität
des Themas heraus: Die Biografien der Insassen hatten weniger
mit unerlaubtem Renft-Hören oder politischem Witzerzählen
zu tun, als mehr mit dem, was auch heute noch in Kinderstuben
Schaden macht: Asozialität, Missbrauch und Vernachlässigung,
verschärft durch Staatswillkür und Disziplinierungswahn.
Am Beispiel eines Mädchens, gespielt von May Ann Nhguyn,
erhält das Schicksal ein Gesicht. Episodenhaft setzten die
Jugendlichen selbstständig die beeindruckensten Bausteine
zu einer Theatercollage zusammen; verlesen Teile eines 2000-Wörter-Aufsatzes,
die zum Thema Schuhe zubinden verfasst werden musste und spiegeln
damit Demütigungstaktiken und ihre Wirkung auf die abgeschottete
Inhaftiertengemeinschaft.
Die Premiere am 18. April ist ausverkauft. Weitere Termine gibt
es vom 21. bis 25., am 28. und 30. April.
|
|