Es
mag noch einige ältere Cottbuser geben, die sich an ihren
Zeichenlehrer aus dem Gymnasium erinnern. Bis in die 40er Jahre
unterrichtete Carlo Noack dort. Sein Wunsch, in seiner Wahlheimat
Cottbus, für die er auch kulturpolitisch viel geleistet hat,
auch einmal begraben zu sein, erfüllte sich nicht. Seine
Bilder ohne jegliches Pathos gefielen den sozialistischen Realisten
nach 1950 nicht mehr. Sie wurden nicht mehr zu Ausstellungen zugelassen,
und so siedelte der Maler 1955 nach Hannover um, wo er am 24.
April 1959 starb.
In den nächsten Wochen wird man sich hoffentlich anlässlich
seines 50. Todestages an den Künstler erinnern, denn er ist
noch immer ein fast Vergessener. Genau so titelte
1998 eine Ausstellung im Wendischen Museum, nachdem ein Berliner
Kunstwissenschaftler beinahe zufällig in Niedersachsen auf
Noacks Nachlass gestoßen war.
Uns erfreuen seine weichen Landschaften von Spreeauen und wendischen
Dörfern. Sie bringen viel Licht ins Bild, wie es der Meester,
wie ihn Schüler nannten, bei Blechen gesehen hatte. Den schätzte
er sehr, und er hat wohl großen Anteil daran, dass die Stadt
unter Oberbürgermeister Paul Werner begann, eine Blechensammlung
aufzubauen. 1916 gründete und leitete Noack den ersten Cottbuser
Kunstverein. Die Funk-tion legte er 1933 nieder.
Geboren war Carlo Noack am 28.11.1873 als Kantorensohn in einem
wendischen Dorf bei Calau; aufgewachsen ist er in Schwarzkollm
bei Muskau. 1895 legte er in Altdöbern die Lehrerprüfung
ab und war zuerst in Sorau tätig. 1998 bis 1901 studierte
er in Kassel und Berlin Malerei, war dann einige Jahre in Crossen
Lehrer ehe er 1910 an das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium nach Cottbus
kam.
Er stellte seine Arbeiten hier regelmäßig aus, auch
noch in der jungen DDR. Aber die Kunstpolitik, auch die offizielle
sorbische, forderte von ihm Bekenntnisse, die nicht seinem Verständnis
entsprachen. Er reiste - wie so viele - zornig aus. H.
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80jährig
und ziemlich ratlos wirkend: der Cottbuser Maler und Gymnasiallehrer
Carlo Noack, gemalt von Conrad Felixmüller
An
der Oberkirche, Blick zum Rathausturm, 1944. Aquarell von Carlo
Noack, der 1955, schon 82jährig, seine deutsch-wendische
Heimat enttäuscht Richtung Westen verließ
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