Cottbus
(MB). Auch 2009 laden Schloss und Park Branitz zum Besuch
der Lebenswelt des Fürsten Hermann von Pückler ein.
Einen Höhepunkt stellt dabei die Sonderausstellung Goethe
& die Mark Brandenburg Fürst Pückler und
Goethe dar. Die Ausstellung beschäftigt sich unter
anderem auch mit Personen, die im Lebensatlas beider
eine besondere Rolle spielten. Hierzu gehört Bettina von
Arnim.
Bettina von Arnim wird am 4. April 1785 als Catharina Elisabetha
Ludovica Magdalena Brentano in Frankfurt am Main geboren. Die
Brentanos entstammen aus einer etablierten Familie Norditaliens
und zählen zu den berühmten Vertretern der deutschen
Kulturgeschichte. Bettina heiratet 1811 Achim von Arnim und wird
Mutter von sieben Kindern. Nach dem Tod ihres Mannes am 21. Januar
1831 beginnt ihre schriftstellerische Tätigkeit. 1835 wird
sie schlagartig als Schriftstellerin mit dem Buch Goethes
Briefwechsel mit einem Kinde berühmt. Am 20. Januar
1859 stirbt sie im Kreise ihrer Familie in Berlin.
Durch ihr soziales Engagement und weltoffenes Denken, ihre Tätigkeit
als Herausgeberin der Werke Achim von Arnims und nicht zuletzt
durch die eigene schriftstellerische Arbeit wurde sie zu einer
der großen Frauengestalten des 19. Jahrhunderts. Enge Freundschaften
verbinden sie mit Johann Wolfgang von Goethe, Rahel Varnhagen,
Robert Schumann und Hermann Fürst von Pückler-Muskau.
Der Grundstein für Bettinas Beziehung zu Goethe wird im Jahr
1806 gelegt, denn hier beginnt ihre lange währende Freundschaft
mit der Mutter des Dichterfürsten Katharina Elisabeth. Ein
Jahr später besucht sie ihn in Weimar. Diese Begegnung ist
der Grund für Bettinas tiefe und lebenslange Goethe-Verehrung
und Goethe-Liebe. Goethes Kompliment an Bettina von
damals lautet: Du bist wie das Gewitter, die Haare regnen,
die Lippen wetterleuchten und die Augen donnern. An Ihren
väterlichen Freund und Schwager Friedrich Karl von Savigny
schreibt sie: Ich trage einen Ring von Göthe am Finger,
der ist mir sehr lieb
Diesen Ring soll sie später
an Fürst Pückler weitergereicht haben. 1811 kommt es
nach einer öffentlichen Auseinandersetzung mit Goethes Ehefrau
Christiane zum Zerwürfnis mit ihm. In der Gemäldeausstellung
des Goethe-Vertrauten Johann Heinrich Meyer äußert
sie sich sehr abfällig über die Werke von Kunschtmeyer,
Christiane reißt ihr darauf hin die Brille von der Nase
und zertrümmert diese am Boden und Bettina beschimpft Goethes
Frau mit den Worten, dass sie eine tollwütige Blutwurst sei.
Goethe reagiert verärgert und verbietet den Arnims ab sofort
sein Haus. Als er das Ehepaar ein Jahr später in Bad Teplitz
trifft, nimmt er keine Notiz von ihnen und schreibt darüber
an seine Frau. Ich bin sehr froh, daß ich die Tollhäusler
los bin. Bettinas Briefe, in denen sie um eine erneute Kontaktaufnahme
bittet, werden von ihm nicht beantwortet. Das Band zwischen ihnen
war zerschnitten.
Fürst Pückler lernt die gleichaltrige Bettina von Arnim
1832 im Salon von Rahel Varnhagen von Ense in Berlin kennen. In
Pückler und Bettina begegnen sich zwei Originale, wie deren
kaum jemals ähnliche sich wiederfinden werden. Wo sie auftritt,
da kann es nie ganz an Verwirrung fehlen und je größer
dieselbe ist, umso besser zeigt sich das Bild dieser begabten,
aber wunderlichen Frau. Bettina von Arnim prahlt gern mit ihren
Bekanntschaften berühmter Männer, die sie in der Öffentlichkeit
gleichzeitig als ihre Geliebten ausgibt. Der Spötter Pückler
reiht sich selbst als Nr. 5 nach Goethe, Schinkel, Schleiermacher
und Rumohr in die Favoritenliste der Liebhaber ein,
obwohl er an einer Liebesbeziehung mit der Arnim nicht interessiert
ist. 1833 weilt Bettina auf Einladung des Fürsten in Muskau.
Hier kommt es wegen ihrer unterschiedlichen Auffassungen ihres
Verhältnisses zu Missverständnissen, die schließlich
zur Abreise der Arnim führen. Der Briefwechsel aus dieser
Zeit beweist dies nachdrücklich. Bettina schreibt am 17.
September 1833 an Pückler: Ich komme weil ich dich
lieb habe, weil ichs nicht lassen kann,
Adieu Tyrann.
Die Antwort von Pückler am 21. September 1833 lautet: Ich
bin Dein Freund, aber nicht Dein Liebhaber und als Opfer kann
ich Dein Hierseyn nicht im geringsten ansehen.
Das Fazit über die Beziehung von Bettina von Arnim und Fürst
Pückler lesen wir in der Biografie Pücklers von Ludmilla
Assing: Das Verhältnis zwischen ihr und Pückler
war reich an Blumen, aber auch an Dornen. Beide hatten das miteinander
gemein, daß sie lieber in der Phantasie als in der Wirklichkeit
lebten, aber da ihr Verkehr nicht bloß von der Laterna Magica
ihrer selbst erschaffenen Märchenwelt, sondern zuweilen von
der hellen Sonne des Tages beschienen wurde, so konnte es an grellen
Mißtönen nicht fehlen.
Chr. Friedrich /V. Herold
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Ich
selber zu bleiben, das sei meines Lebens Gewinn!
Bettina von Arnim
Die Gemeinsamkeit der Beziehungen Bettina von Arnims (Portrait
rechts) zu Goethe und Pückler (Portrait links um 1830) besteht
darin, das sie euphorisch beginnen und tragisch enden
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