Cottbus
(h). Begleitend zur aktuellen Ausstellung im Stadtmuseum befasste
sich der jüngste Geschichtsstammtisch im DoppelDeck mit den
Spuren jüdischen Daseins hier in Cottbus. Sie sind spärlich.
Die Syna-goge ist geschändet und verbrannt, die vorherige
Betstube in der Marktstraße durch das alte Rathaus überbaut,
lebende Nachfahren fehlen ganz. Stadtarchivar Walter hinterließ
einen nicht näher Auskunft gebenden Zettel in den Akten:
1945 lebten zwölf Juden in Cottbus. Zu denen gehörte
damals Abraham Morgenstern, ein Schneider in der Burgstraße,
dessen Familie vor dem letzten Lager-Transport im August 1942
bis Kriegsende vom Drewitzer Ortsbauernführer versteckt wurde.
Die Frau und die beiden Söhne des Handwerkers gingen nach
Amerika.
Seit dem 15. Jahrhundert gab es Juden in Cottbus, mal mehr, mal
weniger geduldet oder auch geachtet. In den Aufschwungjahren zwischen
1880 und 1920 waren sie wesentliche Mitgestalter des Gemeinwesens,
wovon Cottbus bis heute profitiert, wenn an Stadtverordnetenpräsident
Hammerschmidt oder an Kunstmäzen Grünebaum erinnert
wird.
1858 gründete sich jene Gemeinde, an deren Hiersein die jetzt
etwa 350 Einwanderer aus Russland anzuknüpfen suchen, die
sich in jüdischer Lebensweise einrichten wollen. Den 1919
geweihten Friedhof mit schöner Trauerhalle führen sie
weiter, wenn auch nicht in den Regeln jüdischer Religion.
Das Thema, so Museumsleiter Steffen Krestin, braucht noch viel
Forschung. Aufmerksamkeit bekommt es durch inzwischen 52 Stolpersteine
in Gehwegen; weitere folgen.
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