In
zwei Beiträgen haben wir uns mit den Dampfrohren auf dem
Brandenburger Platz und dem eigentlichen Weg der Wärme unter
der Erde befasst.
Seit 1958 baut die Stadt an ihrer U-Bahn umweltfreundlicher
Wärmeversorgung.
Etwa aller hundert Meter sind dicht nebeneinander zwei Feuchtraum-Lichtschalter.
Einer für den Weg voraus, der andere für die hinteren
Lampen. Der Letzte macht das Licht aus, heißt
hier der Spruch, wenn mehrere Leute unterwegs sind. Das kommt
nicht selten vor. Manfred Gutsche, jahrzehntelang Netzmeister,
verabschiedete sich gerade in den Ruhestand. Er hat unermüdlich
Fachdelegationen aus ganz Deutschland durch die Kollektoren geführt.
Nach einigen Abbiegungen erschließen sich die erstaunlichen
Dimensionen. Bauwerke für Dehnungsschleifen werden passiert,
dann Arbeitseinstiege, Abzweige, Knoten. Das größte
Untergrundbauwerk befindet sich unterm Radisson am Bahnhof westlich
der Pücklerpassage. Es ist zehn mal zehn Meter groß
und 1978 als Wärmeeingang für den Wohnkomplex V (Leipziger
Straße und Umgebung) entstanden. Wer da unten zwischen den
staubigen Rohren dahergeht, ohne Erläuterung ziemlich orientierungslos,
fragt sich: Lohnt der Aufwand für solch eine immense Untergrund-Investition?
Und wie das lohnt, sagt Corinna Kammer. Cottbus war
eine der ersten Ost-Städte, die den Wald von Hausschornsteinen
reduziert hat. Aber auch heute im Zeitalter von Öl- und Gasheizungen
ist die Fernwärme, die unten völlig geräusch- und
geruchlos ihren Weg zum Kunden findet, die ökologisch
sinnvollste Alternative zu jeglicher Individualheizung.
Zudem ist sie preiswert. Für Leute, die neu bauen oder sanieren
sowieso: Das Haus braucht weder Schornstein noch Räume für
Stapelkohle oder Tanklager. Das minimiert Baukosten, und später
ist Fernwärme für den Kunden praktisch wartungsfrei.
Und sie kann alles - mit entsprechender Technik sogar kühlen,
wie das bei den OP-Sälen im Thiem-Klinikum oder beim Galeria-Kaufhaus
geschieht.
Gut gerechnet haben die Schöpfer des Fernwärmenetzes
immer. In der Altstadt (siehe Abbildung) geht der Sammelkanal
deswegen teilweise durch die Keller der Plattenbauten. Auf anderen
Bauwegen hätte es sonst Konflikte mit der Archäologie
gegeben. Und gerade für die Erbepflege ist die supermoderne
Fernwärme prädestiniert. Sogar die ehrwürdige Oberkirche
hat ihr wohliges Klima daher. Lesen Sie hier am Mittwoch: Hightech
unter der Kanzel
|
Aus den dunklen Tiefen
der Sammelkanäle hinaufgeklettert zum Dach von Galeria Kaufhof:
Auch die mächtigen metallenen Bauwerke dort oben werden aus
den Kanälen mit Fernwärme gespeist. Sie wandeln die
Wärmeenergie auf wundersame Weise in Kälte
und klimatisieren das Kaufhaus
Der Sammelkanal in der Altstadt führt teilweise durch Keller
der Neubauten Klosterstraße und Oberkirchplatz
Weite Wege legt Michael Lehmann entlang von Rohren und Kabeln
zurück. Die Abschnitte sind gut beleuchtet, grüne Licht-punkte
signalisieren Streckenenden. Für alle Fälle ist eine
gute Handlampe dabei
|