Dicke
Silberrohre liegen auf dem Brandenburger Platz. Von Süden
strecken sie sich durch Ostrow bis zur Stadtpromenade. Dort tauchen
sie in den begehbaren Sammelkanal ein. Unter dicker Isolierhaut
strömt im 500-er Rohr 190 Grad heißer Dampf zu den
Kunden, abgekühltes Kondensat fließt im aufreiterten
Rohr zurück zum Heizkraftwerk. Was ein halbes Jahrhundert
lang eigentlich niemandem auffiel, rückt durch 11 Millionen
Euro Investition ins Blickfeld: Cottbus heizt einen Großteil
seiner Wohnungen, Betriebe und öffentlichen Gebäude
mit Fernwärme. Teils geschieht das mit Heißwasser,
teils mit Dampf. Dem Dampfnetz bereiten die Stadtwerker derzeit
eine Abschiedsbühne - 2010 wird es kein Dampfrohr mehr geben.
Wir produzieren dadurch jährlich 17 000 Tonnen CO2
we-
niger, sagt Planerin Corinna Kammer, die trotz allem die
glänzenden Rohre fast liebevoll streichelt. Eine faszinierende
ingenieurtechnische Leistung steckt im ganzen System, das seit
1958 gebaut wurde. Die Wohnhäuser in der Gartenstraße
und in der Ottilienstraße waren die ersten, die ohne Hausschornstein
warme Stuben bekamen. Aber die gewaltigen Dimensionen des Dampfnetzes
orientierten sich damals vor allem am technologischen Bedarf der
Produktion. Textilbetriebe, Färbereien und Wäschereien
nutzten das heiße Medium.
Heute ist in dieser Kategorie nur noch das Bahnwerk (früher
Raw) Wärmeabnehmer. Aber auch Post, Stadthalle, Theater,
Rathaus, Galeria und zuletzt der Traditionsbetrieb Feinkost Kunella
müssen vom Dampfbetrieb auf Heißwasser umgerüstet
werden. Das neue Rohr muss exakt in die Trasse des alten gelegt
werden. Deshalb ist für eine Übergangszeit noch weitere
zwei Jahre das oberirdische Provisorium nötig.
Im Oktober wird der Bauabschnitt Briesmannstraße fertig.
Dann machen sich die Monteure unsichtbar. Sie arbeiten unterirdisch
weiter im Sammelkanal. Fast 18 Kilometer lang erstreckt der sich
unter der Stadt.
Neue
Netzteile: Isolierer am Abzweig (li.) zum Ostrower BusinessPark.
Rechts ein Rest vom alten Haubenkanal
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Die neuen Kunststoffmantel-Stahlrohre
brauchen kein Tunneldach aus Beton mehr,
sie liegen wie hier im Bereich Briesmannstraße, in verdichtetem
Kies
Fotos: Hnr
Dipl. Ing. Corinna Kammer betreut
als Kraftwerkstechnikerin Sondervertragskunden der Stadtwerke
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