Cottbus
(gg). Optisch sind sie so unterschiedlich wie man nur sein kann:
Angelika Koal, Sprecherin der Frauenliste Cottbus (FLC) und Robert
Amat-Kreft für die SUB - Sozialer Umbruch. Während die
FLC mit adretten roten Schuhen auf Flyern einen frechen und typisch
weiblichen Werbeakzent im Wahlkampf setzt, ist den SUBs die studentische
Herkunft durchaus anzusehen. Sie wollen sich in keiner Hinsicht
anpassen - unabhängig, wenn nicht sogar mit anarchistischen
Sympathien, gehen sie in den Wahlkampf, der noch vier Wochen dauert.
Beide schildern im Presse-Café DoppelDeck ihre Beweggründe,
die so verschieden nicht sind. Angelika Koal: Es geht uns
nicht um frauentypische Probleme, sondern eher um die weibliche
Art, sie zu hinterfragen! Zu allererst ginge es dabei für
sie um die Anerkennung von ehrenamtlicher Arbeit als große
Bereicherung für die städtische Vielfalt und Anziehungskraft.
In zweiter Linie um Arbeitsplätze, die auskömmliches
Einkommen sichern und nicht zuletzt um den Wandel zu einer familienfreundlichen
Stadt.
Vieles davon könnte auch auf dem SUB-Wahlprogramm stehen.
Tut es auch. Doch es gibt unbestritten einen Schwerpunkt, den
Robert Amat-Kreft, Dauerstudent mit inzwischen mehr kulturschaffendem
als akademischem Engagement, am besten illustrieren kann: Die
Verzahnung zwischen Uni und Stadt hat in 19 Jahren nicht geklappt.
Da muss mehr Greifbares passieren!
Er berichtet über Medien- und Hausprojekte, studentische
Cafés, Galerien und vieles mehr, in denen jeweils Keimzellen
enstanden sind für Gründerideen und subkulturelles Engagement.
Manchem aus dem Publikum bleibt rätselhaft, wie diese Subkultur
funktioniert. Jedenfalls hat sie es auch anderswo schwer, wenn
es um Anerkennung oder auch nur um Finanzausstattung geht. Beides
müsse man ändern. Dafür mit wenigstens einem Sitz
in der Stadtverordnetenversammlung zu sitzen, scheint den jungen
Leuten lohnenswert: Man könnte mal in die nichtöffentlichen
Teile Einblick nehmen!
Unverholen macht AUB-Vizevereinschef Torsten Kaps den SUBs das
Angebot, doch wenigstens nach der Wahl das Kooperationsgespräch
zu suchen, wenn es schon nicht vor der Kandidaturentscheidung
geklappt hätte. Das freut den SUB-Sprecher weniger als man
vermutet hätte: Wir wollen uns nicht sofort in Zwänge
und Koalitionen begeben - erstmal drin sein und dann sehen wir
weiter!
Auch bei der Frauenliste will man sich noch nicht festlegen.
Zwei Sitze allerdings, wie bisher, reichen nach neuem Kommunalwahlgesetz
nicht mehr für eine Fraktion mit allen Rechten. Angelika
Koal: Wir hoffen, dass wir viele Wähler aktivieren
können! Und erst dann werden wir Gespräche führen.
Für den einen oder anderen Punkt in ihrem Wahlprogramm dürfte
es jedenfalls theoretisch Mehrheiten geben: Den Erhalt von bezahlbaren
und bedarfsgerechten Wohnungen bei der Frauenliste zum Beispiel,
ihre Forderung nach Berücksichtigung regionaler Unternehmen
bei der Auftragsvergabe.
Schwerer wird es für die Position der SUBs, den Flughafenausbau
zum TIP (Technologie- und Industriepark) betreffend. Amat-Kreft:
Umstritten, nicht nur wegen der Nähe zu den Wohnhäusern,
auch wegen der Baumfällungen und der teuren Anbindung an
den Verkehr - es dauert Jahre, eh das Gelände zur Verfügung
steht!
Hagen Strese (CDU) im Publikum zeigt den SUBs die Zwänge
der Realität auf: Jetzt zurückdrehen, wo schon
3,5 Mio. Euro Förderung investiert sind?. fragt er
und erntet nachdenkliche Mienen.
Themen
vor der Kommunalwahl im Presse-Café DoppelDeck:
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4.
September, 19.30 Uhr:
Ist Grüne Politik wirklich eine Alternative für
die Kohleregion Lausitz? Mit Parteivorsitzendem Reinhard Bütikofer
und Landesvorsitzender Ska Keller (Bündnis 90/Die Grünen)
11. September 2008, 19.30 Uhr:
Der Weg zu mehr Arbeit als Grundvoraussetzung für sozialen
und wirtschaftlichen Aufschwung.- Mit Bundesarbeitsminister
Olaf Scholz (SPD)
18. September 2008, 19.30 Uhr:
Energiepolitik - wie sich Europa- und Bundesgesetz-gebungen
auf unsere Region auswirken. Mit Gudrun Kopp (Bundestagsabgeordnete
der FDP)
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Zu Gast bei Gabi
Grube war:
links:
Angelika Koal (FLC) Das Schöne bei uns ist der Prozess
der Meinungsbildung -
hitzige Diskussionen und letztlich ein
herzhaft gefasster Beschluss!
Frauen sind da pragmatisch...
rechts: Robert Amat-Kreft (SUB):
Wir sind offen für Ideen. Deshalb entwickelt sich unser
Wahlprogramm auch dynamisch weiter. Unabhängigkeit ist allerdings
unser wichtigster Anspruch!
Die Kandidaten
Alles ist gut, was demokratisch tickt!
Vor
allem, aber nicht nur weiblich:
das Publikum im
Presse-Café macht Bekanntschaft mit noch völlig unbeschriebenen
Blättern der kommunalen Politiklandschaft.
Fotos:
BeWe
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