Spremberg
(h). Der Turm der Kreuzkirche ist das älteste Bauwerk der
Stadt, im unteren Bereich über 800 Jahre alt. Die Kirche
stand ein Stück daneben. Noch heute hat der Turm Fenster,
die einst ins Freie blickten. Seit 500 Jahren aber schauen sie
ins Kirchenschiff; so alt ist die heutige Hauptkirche der Stadt.
2009 hat sie runden Geburtstag.
Alexander Adam arbeitet an einem Buch, das dazu erscheint. Spremberger,
die noch ältere Bilder von der Kirche oder auch Persönliches
aus dem Gemeindeleben, vielleicht von Groß- oder Urgroßeltern,
bewahren, bittet er um Leihgaben. Darüber sprachen er und
sein Türmer-Partner Gerd Heinze diese Woche hoch oben in
der Turmstube mit Mitgliedern des Vereins Pro Spremberg.
Die Stube gibt es schon seit 1732. Da drin sind wir aber
nie gewesen; die war voller Taubendreck, erinnert sich Jürgen
Gäßner seiner Kindertage. Im 300-jährigen Haus
gleich nebenan ist er aufgewachsen, und so um 1946 war der Turm
Abenteuerort der Bengels vom Kirchplatz.
Erst 2002 ist im Zuge der Sanierung des Gotteshauses die Turmstube
als Zugabe zur Kirchenauffrischung entstanden. Die
Sauerorgel war das erste Objekt, das mit Sponsorenhilfe vor allem
der Städtischen Werke verjüngt wurde. Dann kam die Gasheizung,
und Locke, das Stadtoriginal, das jahrelang die Braunkohle
in die alte Heizung geschippt hatte, wurde arbeitlos.
Arbeit machten sich hier oben indessen die Türmer. Sie räumten
auf, sägten alte Möbelteile stilgerecht
passend und sammelten allerlei Requisiten, darunter Münzen
aus dem 15. Jahrhundert, die Manfred Ihle unterm Verkleidungsblech
einer Spendentruhe gefunden hatte.
Die Stube ist heute touristischer Geheimtipp. Manchmal empfängt
der Bürgermeister hier Investoren, darunter den Kupferschieferinvestor
aus Panama. Die Höhenluft, das erfuhren schon viele Turmgäste,
ist bekömmlich, die Sicht phantastisch. Pro Spremberg-Mitglieder
tüftelten hier an einer Geburtstagsaktion für die 500-jährige
Kirche. Darüber wird in diesem Blatt zu lesen sein.
Stadtgeschichte
aus Kirchturm-perspektive: Neben dem ältesten Haus in Fachwerk
steht der erste Plattenbau von 1988. Unterm 2. Fenster liegt die
Schatulle, die überfüllt war, weil zu viele bedeutende
Persönlichkeiten verewigt sein wollten
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Ein
typischer Osteraltar schmückt die Sprem-berger Kreuzkirche.
1660 im Barock gestaltet, soll er einen Splitter vom Kreuze Jesu
enthalten; das gab der Kirche ihren Namen. In der Mitte ist das
Kreuzigungsbild, links Matthäus, rechts Johannes. Dessen
Worte ermutigen: ...und wer da lebet und glaubet an mich,
der wird nimmer mehr sterben.
Fotos: Hnr.
Es geht
präzise, das Werk der Firma Hermann Kiehl aus Halle von 1898.
Uhr- und Schlagwerke mussten früher mit Kurbeln aufgezogen
werden; das besorgen jetzt drei Motoren. Die Glocken (hier die
größte der drei) bestehen aus Stahl. Ihre bronzenen
Vorgänger wurden zu Kanonen umgegossen
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