Spremberg/Region
(ha). Die Situation der Ärzteversorgung wird in den meisten
Gebieten des Spree-Neiße-Kreises immer bedenklicher. Das
war der Tenor einer Informations- und Diskussionsrunde der Linksfraktion
Spremberg. Am Dienstag hatte sie Gemeinde- und Amtsdirektoren,
Klinikleiter und Landespolitiker der Partei an einen Tisch geholt.
Die Einwohnerzahl der Gemeinde Neuhausen-Spree ist sehr
übersichtlich geworden, beschrieb Amtsleiter Dieter
Perko die Situation. Die Zahl hat sich nach den Ausgliederungen
halbiert, rund 6 000 Einwohner haben wir noch. Trotzdem ist die
Ärztesituation nicht so dramatisch wie im Amt Welzow. Unser
Landarzt Dieter König aus Laubsdorf konnte seinen Sohn Martin
in die Praxis einführen, so dass wir auf die nächsten
Jahrzehnte hoffen können. Auch benachbarte Landärzte
werden genutzt, und die gewachsenen Kreisstrukturen vereinfachen
den Zugang zu den Kliniken in Forst, Spremberg und Cottbus. Werner
Guggenberger, Amtsdirektor Döbern-Land, kann wie Detlef Pusch,
amtierender Bürgermeister von Welzow, nicht auf solche Nachwuchsärzte
hoffen. Das einwohnerstärkste Gebiet kann nur noch fünf
allgemeine und einen Zahnarzt aufbieten, nächstes Jahr scheidet
der nächste Arzt aus Altersgründen aus. Nachfolger sind
nicht in Sicht. Das Problem des Ärztemangels betrifft nicht
nur Senioren, sondern auch junge Familien, so Birgit Wöllert,
Landtagsabgeordnete und gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion
Spremberg. Die Folge seien lange Wartzeiten für Kinderreihenuntersuchungen.
Auch gynäkologische Untersuchungen seien ein gravierendes
Problem und werden von Senioren bereits wegen zu langer Wege und
Wartezeiten vernachlässigt. Die Folge sind unnötige
Krankheiten und Schmerzen, so Kathrin Möbius, Verwaltungsdirektorin
des Krankenhauses Spremberg. Die Geschäftsführerin des
Cottbuser Carl-Thiem-Klinikums, Heidrun Grünewald, forderte
ein neues Denken schon in der Ausbildung der Mediziner: Der Numerus
clausus, der die Aufnahme von Studenten regelt, müsse heruntergeschraubt
werden, denn am Ende fallen zu viele angehende Mediziner durch
den Fähigkeitsrost. Auch müsse die Ausbildung frühzeitig
beginnen, auf den späteren Einsatzort des Absolventen zu
orientieren. Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf schicke
bereits die Studenten für Praktika in kleine Praxen aufs
Land. In Berlin dagegen wolle man davon nichts wissen. Wichtig
sei es in unserer mit Ärzten dünn besiedelten Region,
die Fachärzte in den Krankenhäusern zu bündeln,
ein einzelner Arzt geht verloren bei dem hohen Grad der Untersuchungs-
und Behandlungsmethoden, so Heidrun Grünewald weiter. Um
die kostbare Fachärztezeit so effektiv wie möglich zu
nutzen, wurden zwei Modelle diskutiert, die parallel eingesetzt
werden müssten: In Zeitabständen werden Bürger
gezielt und gut vorbereitet gebündelt in die Krankenhäuser
per Bus gebracht, andererseits kommen bestimmte Ärzte in
Zeitabständen aufs Land wie Gynäkologen, Gynäkologen,
Zahnärzte. Diese Koordinierungsarbeit müsste eine gut
ausgebildete und anerkannte Gemeindeschwester übernehmen.
Sie soll nicht den Landarzt ersetzen, betonten die Teilnehmer,
sondern sie soll sowohl die längst fehlende soziale Komponente
mit der Organisation übernehmen, auch Spritzen und kleinere
Verbände sind denkbar. Sie wäre die Schnittstelle zwischen
den Facharzt- Zentren - den hiesigen Krankenhäusern -, den
wenigen Fachärzten und den Bürgern. Damit haben die
Vertreter der Linksfraktion ein deutlich abgewandeltes Modell
der Gemeindeschwester zu den beiden derzeit in Probe befindlichen
Modellen auf den Weg ins Parlament bekommen. Eine Herausforderung
für die Politiker.
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