Cottbus.
Da gabs nie etwas anderes als linke Politik. In ihrer
Familie nicht, mit der sie heute in Ströbitz wohnt, und auch
bei ihr nicht, seit sie 12 ist. Da nämlich ging Franzi das
erste Mal zur Red-Summer-Party ins Cottbuser Strombad. Die Party
war super, die Organisatoren auch und deren Konzept, so ganz nebenbei
politisch aktiven Nachwuchs zu finden, ging bei Franzi auf. Sie
wurde Mitglied in der linken Jugendorganisation solid.
Heute ist sie längst Parteimitglied bei den LINKEN und das
nicht nur, weil sie deren Weltanschauung teilt, sondern weil sie
sich hier ein Stück wie Zuhause fühlt. Seit der Irokesenschnitt
runter ist vom Kopf und nur noch zwei Piercings an ihre heftige
Punkervergangenheit erinnern, hat auch der Freundeskreis durchaus
gewechselt. Meine Parteifreunde sind die treuesten,
sagt sie, die helfen mir und ich kann ihnen auch helfen!
Zum Beispiel Politik wieder begreifbar auch für junge Leute
zu machen. Die seien nämlich durchaus interessiert an guter
Politik, die würde nur zu selten gemacht, sagt sie und zitiert
einen Freund, der mal sagte: Jugend ist nicht politikverdrossen,
sondern Politik jugendverdrossen!
Im Bildungsbereich, in der Kultur und für Soziales würde
sie sich deshalb gern engagieren. Franzi weiß, wovon sie
spricht. Schließlich macht sie nächstes Jahr ihr Abitur
an einer Schule, die heftig im Fadenkreuz aktueller Bildungspolitik
steht. Kleinere Klassen, sinnvoller Lehrereinsatz, bessere
Ausstattung, keine `nullten Stunden` mehr ab sieben Uhr fünf
und endlich Planungssicherheit für alle- dafür
würde sie gern streiten. Dass man, um Bildungspolitik zu
ändern, größeren als nur lokalen politischen Einfluss
braucht, weiß sie. Wer träumt nicht davon, den
zu haben? Auch das würde sie später gern versuchen.
Sie hat das nötige Selbstbewusstsein. Kein Wunder, denn konfliktfrei
lebt sichs gerade nicht als linker Punk in einer Schule,
an der unter 1600 Schülern durchaus andere Gesinnungen Raum
greifen. Ich gehe keinem Gespräch aus dem Weg, obwohl
es schwer ist, Einstellungen zu ändern, schätzt
sie ein. Bei ihr wäre das schließlich genauso und auch,
wenn sie im Herbst im Stadtverordnetensaal auf die Verfassung
schwören sollte, würde sie es in schwarzem T-Shirt und
mit all dem Metall im Gesicht tun. Das gehört zu mir,
wie zu anderen die Ohrringe!
Noch sind die Listenplazierungen für die Cottbuser Wahlkreise
nicht beschlossen, aber weil die LINKEN ganz bewusst junge Leute
in vorderste Reihen bringen wollen, ist sie ganz optimistisch,
dass sie auf dem Wahlzettel nicht weit weg von ihrem Vorbild André
Kaun (auch er kam mit 18 in die Stadtverordnetenversammlung) im
Wahlkreis Mitte-Ströbitz stehen wird. Nach dem Abitur will
Franzi Politologie studieren. Drauf gekommen ist sie auch, weil
ihr der Unterricht in Politischer Bildung besonders gefällt.
Zumindest an ihrer Schule ist der richtig gut, sagt sie. Fehlendes
Wissen könne also nicht Ursache für verdrehte politische
Gedanken sein.
Dass Franzi jetzt Kandidatin für die Stadtverordnetenversammlung
wird, wissen nur ihre engs-ten Freunde. Lehrer und sogar die Mutti
werden den vollen Ernst von Franzis Plan erst erkennen, wenn sie
heute Zeitung lesen. Das ist sicher typisch. Franzi weiß,
was sie will: Mitmachen nämlich und dafür sorgen, dass
mehr junge Leute zur Wahl gehen und auch erwarten können,
dass dann jemand für sie spricht.
Wenn ihr genügend Leute Mut machen, dann wird sie auch für
ihre Kandidatur werben. Als nächstes bei der Red-Summer-Party
im Strombad, die sie wieder mit organisiert. Am 18. Juli steigt
die. Franzis ausgefallen harter Musikgeschmack wird zwar nicht
gespielt, aber das sei schon okay, meint sie, sattelt den Rucksack
und steigt aufs Rad in Richtung Geschäftsstelle der Partei.
Ist hat viel zu tun im Kommunalwahljahr. G.G.
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29.
September 2008 - Wir haben die WAHL
Gemeindevertretungen, Stadtverordnetenversammlungen und Kreistage
werden neu gewählt. In diesen Sommertagen entscheiden sich
Männer und Frauen, für solche Gremien zu kandidieren.
Als Mitglieder von Parteien oder Vereinen, als Einzelkandidaten
oder parteilose Bürger auf Listen von Parteien. Was bewegt
Menschen, solche Arbeit anzupacken, sich der Herausforderung und
Verantwortung zu stellen. Wir erleben einige von ihnen
Franziska
Mattheis geht in die 12. Klasse am Pückler-Gymnasium. Zur
Kommunalwahl im September darf sie das erste Mal wählen.
Dann steht sie, wenn alles gut läuft, auch schon selbst auf
der Wahlliste für die LINKEN. Ihre Freunde waren erst skeptisch,
jetzt finden sie es cool. Franzi: Wenns klappen würde,
dann wird richtig gefeiert! Foto:
Gabi Grube
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