Cottbus
(h). Es ist nicht 100 Prozent sein Tag heute. Die Cottbuser SPD
trifft sich zur Nominierungskonferenz. Für fünf Wahlkreise
werden Kandidaten platziert. Wer vorn steht, hat Chancen wirklich
Abgeordneter zu werden. Gerhard Wenzel wünscht sich das,
aber er rutscht wohl etwa auf Platz 12 im Wahlkreis I, im Cottbuser
Norden also. Nein, so gesehen ists nicht sein Tag.
Aber Politik, das weiß er, funktioniert auch anders. Kommunal
sowieso. Erstmal gehts um seine Partei, die SPD. Die glitt
bei der letzten Wahl hinter Links und CDU ab auf Platz drei. Inzwischen
hat die Partei Zulauf (von unter 200 auf 260 Mitglieder) und ist
an den Stadtthemen gut dran. Gerhard Wenzel hat daran Anteil als
Vor- sitzender des Ortsverbands Nord. Sein schlechter
Listenplatz hat mit seiner Philosophie zu tun: Ich will
mir Politik mit Fairness auf die Fahnen schreiben. Das klingt
auch ein bisschen wie Fahnenspruch, aber der junge Familienvater
und Musikfan hat das zur persönlichen Strategie geformt:
Fairness zwischen Stadtteilen, zwischen den Generationen,
auch zwischen Positionen - das halte ich für wichtig in der
Stadt.
Fairness schließt Ellenbogen und Egomanie aus. Nicht er
als Vorsitzender sondern ein anderer aus Nord bekommt Platz 1.
Geht es denn nicht fair zu in Cottbus? Nein, nicht immer. In Sielow
bekommt der SPD-Mann das zu hören. Die Mittelstraße
ist dort eine von den Katastrophenwegen. Bei Regen überflutet,
bei Hitze staubig, Sturzkanten überall. Die Kinder müssen
hier durch zur Schule, Neusiedler fahren hier oder auf der ebenso
fiesen Parallelstraße heim. Sielow ist nicht Modellstadt,
kein Stadtumbaugebiet, kein Projekt im ländlichen Raum -
alle Fördertöpfe bleiben zu für Sielow, sagt
Anlieger Ralf Ullrich. Schon seit der Eingemeindung 1993 sind
Sielows Straßen riesiges Ärgernis. Da fehlt Fairness
zwischen Stadtteilen findet Gerhard Wenzel. Und Ullrich
stimmt zu: Ich bekomme Frust, wenn ich hier den Dreck sehe
und an den noblen Schmellwitzer Brunnenplatz denke, an dem nicht
mal mehr Häuser stehen.
Das Beispiel läßt ahnen, wie schwierig faire Stadtpolitik
sein kann. Wenzel will sich daran versuchen. Wenn er genug Stimmen
auf seinen Namen bekommt, kann er von jedem Platz aus nach ganz
vorn stoßen.
Na dann! Er hat sichs nie leicht gemacht, seit er raus ist
aus der Höheren Handelsschule. Das war im aufregenden Jahr
1989. Er arbeitete dann in Bonn, schließlich im brandenburgischen
Blankenfelde. Eine Stellenanzeige im SPD-Blatt Vorwärts
zeigte ihm 2000 die Chance in Cottbus.
Ich hab nirgends zuvor so viele freundliche Menschen
wie hier getroffen sagt er heute. Im Comicaze
hat er einen Kneipenrettungs-Verein mitgegründet, für
Melodie & Rhythmus schreibt er Rezensionen, treibt
sich mit den Jungs auf Sportplätzen rum und sagt ohne Umschweife:
Ich bin angekommen als Cottbuser.
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29.
September 2008 - Wir haben die WAHL
Gemeindevertretungen, Stadtverordnetenversammlungen und Kreistage
werden neu gewählt. In diesen Sommertagen entscheiden sich
Männer und Frauen, für solche Gremien zu kandidieren.
Als Mitglieder von Parteien oder Vereinen, als Einzelkandidaten
oder parteilose Bürger auf Listen von Parteien. Was bewegt
Menschen, solche Arbeit anzupacken, sich der Herausforderung und
Verantwortung zu stellen. Wir erleben einige von ihnen
Die Sport-
und Spielplätze bleiben ihre Wochenendorte, jedenfalls solange
die Jungs den Bällen nachjagen. Auf einem Kinderspielplatz
hatten sich Polina und Gerhard Wenzel in Bonn kennengelernt. Jetzt
sind sie durch und durch Cottbuser
Unzumutbare
Straßenverhältnisse - seit Jahren Sielower Ärgernis.
Gerhard Wenzel, hier im Gespräch mit den Anliegern Swantje
und Ralf Ullrich, forscht nach Gründen, warum der Stadtteil
fast ohne jegliche Investition bleibt
Erste Ballübungen
mit Joschua (6); der kommt am 30. August zu Schule - Astrid-Lindgreen-Grundschule
mit Montesouri-Zweig
Dranbleiben!
Wichtigstes Trainingsziel fürs Leben beim Fußball.
Pawel (2.v.l.), am väterlichen Rotschopf zu erkennen, schießt
in diesem Punktspiel der E-Junioren das 3:0
Fotos: Hnr
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