aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Mit Ackerscherben beginnt das Fieber
Auf die Archäologen des Landesmuseums wartet Arbeit vor den kommenden
Lausitzer Tagebauen

Region (gg). Seit seinem Start als Archäologe in der Lausitzer Braunkohle 1983 hat Dr. Eberhard Bönisch einen anderen Blick für die Landschaft bekommen: „Man sieht sie mit den Augen der Urahnen und versucht zu ergründen, wo sie sich wohl niedergelassen hätten.“ Solche geschützten Plätze an Wasserquellen sind potentielle Fundstätten - 15 davon gibt es statistisch gerechnet auf jedem Quadratkilometer Lausitzer Boden.
Viele davon konnten er und seine Grabungsteams in den letzten Jahren freilegen - ihnen auf den Fersen war jeweils der Abraumbagger des nahegelegenen Tagebaus.
Allein die Grabungen des letzten Jahres füllen ein druckfrisches Buch mit knapp 300 Seiten und farbigen Abbildungen. Und in den Vorstellungen der Archäologen hat sich inzwischen ein ziemlich genaues Bild der ehemaligen?Lausitz gebildet. Dr. Eberhard Bönisch: „Wir fanden 12 000 Jahre alte Pfeilspitzen, mit denen hier in der Gegend Rentiere erlegt wurden - später gab es eine dichte Besiedlung zur Bronzezeit vor gut 3 000 Jahren...“ Gräber und Siedlungsreste legen davon Zeugnis ab. Dabei ist die Lausitz ein Paradies für Grabungsleute, denn nur der Bergbau ermöglicht, dass man nach ersten Gräberfunden auch die Siedlung großflächig suchen kann. Jüngst gelang das bei einer germanischen Siedlung vor dem voran/schreitenden Tagebau Jänschwalde (Die GRÜNE Heimatzeitung berichtete).
Der Lausitzer Sand hat fein begraben und konserviert, wie sich die Germanen im 3. Jahrhundert mit dem trockenen Boden
abmühten. Bönisch: „Es gab schon immer Schwankungen im Klima - mal trockenere, mal feuchtere Perioden. Allerdings niemals mit den Ausmaßen des heute drohenden globalen Klimawandels!“
Spuren der Urväter zu finden, sei nicht so schwer - bei einem Wald- und Feldspaziergang lassen sich Scherben heute noch sichten - häufen sie sich an einem Ort, dann rückt die Stelle in den Focus der Achäologen, sagt Bönisch. Viel Arbeit - teils körperlich, aber noch mehr in der wissenschaftlichen Dokumentation, wartet auf sie, wenn Vattenfall jetzt weitere Aufschlüsse bis zur Neiße plant. „Dort erwarten wir zahlreiche Spuren früheren Lebens!“

Zu Gast bei Gabi Grube war:

Archäologe Dr. Eberhard Bönisch: „Naturkatastrophen sind ein Segen für die Archäologen!“

Archäologe Dr. Eberhard Bönisch: „Naturkatastrophen sind ein Segen für die Archäologen!“

Im Industriepark Welzow sind die Bestandteile eines mittelalterlichen Dorfes mit Brunnen und Pfostenbau aus Original-Fundstücken aufgebaut worden. Die umfangreichste Sammlung von Ausgrabungsfunden aus allen Besiedlungsepochen der Lausitz zeigt die Slawenburg in Raddusch

Im Industriepark Welzow sind die Bestandteile eines mittelalterlichen Dorfes mit Brunnen und Pfostenbau aus Original-Fundstücken aufgebaut worden. Die umfangreichste Sammlung von Ausgrabungsfunden aus allen Besiedlungsepochen der Lausitz zeigt die Slawenburg in Raddusch

 

Am 8. Mai
reden wir über:

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