aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Theater in Flammen
Anmerkungen zu „Il Trovatore - Der Troubadour“ in semiszenischer
Inszenierung von Martin Schüler

Cottbus. Das Opernensemble des Staatstheaters feierte am Wochenende einen grandiosen Premierenerfolg mit Verdis „Il Trovatore“ in italienischer Sprache. Nach viel Beifall und Bravos schon in den Szenen gab es stürmischen Applaus am Schluss, der insbesondere der musikalischen Leitung unter Thomas Kalb sowie den Solis-ten Heidi Jütten in der Partie der Zigeunerin und dem glänzenden Jens Klaus Wilde in der Caruso-Partie des Manrico galt.
Verdis „Troubadour“ trat 1853 in Rom als großer Triumph der Operngeschichte ins Leben. Ein schauerliches spanisches Ritterdrama hatte Librettist Salvatore Cammaron atemberaubend verdichtet: Mord, Machtgier, Mutterliebe, Eifersucht, Hass - alles erreicht Schmerzgrenzen. Und wie die Flammen der Scheiterhaufen brennt es aus Liebe, oder im Wahnsinn in diesen Herzen - das ganze Theater steht in Flammen und Musik und Szene zerren den Zuschauer in ihr Feuer hinein, wie das nur selten an aufgeklärten Publikumskreisen gelingen will.
Dabei ist nicht einmal wirklich Oper, was da läuft, sondern semiszenisches Spiel, teils (warum?) scheinbar vom Blatt gesungen, teils aber heftig in Szene gebracht. Das Bühnenbild (Gundula Martin) reduziert sich auf Licht, einen Stuhl und lodernde Flammen - es brennt (bildlich) wirklich im Theater.
Die komplizierte Geschichte wird nur bruchstückhaft verständlich (Texte über der Bühne), was nicht am Italienisch liegt, sondern an unfasslichen Konstellationen. Umso heftiger greift die Dramatik der Situationen - die Opferbereitschaft der Liebenden, die Leidensfähigkeit einer Mutter, das Wüten des Geschmähten und des scheinbar Betrogenen. Die treibende, walzerhafte und doch nie wiegende, sondern alle Sinne spannende Musik heizt das Feuer der Figuren. Großartig die beladene, würdevolle Zigeunermutter, eine dramatische Heidi Jütten von tiefer Wärme und Leidenskraft. Der Trovatore, ihr an Sohnes statt angenommener Grafenbruder, der im Feuer endet wie ihr leibliches Kind, ist Jens Klaus Wilde in stimmlicher Strahlkraft und voller Elan in allen Lagen. Anna Sommerfeld konnte die Premiere nicht als Leonora singen; einer von mehreren Gründen, den „Trovatore“ nochmal zu buchen. Ingeborg Zwitzers sang die Partie bis ins höchste Hauchen perfekt. Überzeugend auch Theodor Carloson als Luna und alle übrigen, besonders der Chor (Leitung Christian Möbius). Ein Verdi-Genuss! J.Heinrich

Ihr Schicksal ist der Flammentod: Heidi Jütten als Zigeunerin Azucena und ihr geliebter Ziehsohn Manrico, den Jens Klaus Wilde verkörpert

Ihr Schicksal ist der Flammentod: Heidi Jütten als Zigeunerin Azucena und ihr geliebter Ziehsohn Manrico, den Jens Klaus Wilde verkörpert

Brüder in Todfeindschaft - im Machtkampf und aus Eifersucht: Graf Luna (Theodor Carlsson, r.) und Manrico (Jens Klaus Wilde, l.). Nur die Zigeunerin (Heidi Jütten, abgewandt) kennt das schreckliche Geheimnis ihrer Kindheit

Brüder in Todfeindschaft - im Machtkampf und aus Eifersucht: Graf Luna (Theodor Carlsson, r.) und Manrico (Jens Klaus Wilde, l.). Nur die Zigeunerin (Heidi Jütten, abgewandt) kennt das schreckliche Geheimnis ihrer Kindheit

Foto: M. Kross

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