aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Halbe Münzen und ganze Mühlsteine
Im Tagebauvorfeld Jänschwalde wurden Archäologen fündig: 500 Meter vor dem Bagger bisher größte Schmiedewerkstatt der Germanen freigelegt

Jänschwalde (gg). Ein 25 mal 25 Meter großes Kunststoffzelt an der Tagebaukante nahe bei Heinersbrück überdeckt den Fund, der den Archäologen Herzklopfen verursacht hat:
Bei routinemäßigen Voruntersuchungen fanden sie im Herbst hier in einer Düne hunderte Bronzeteilchen. Jetzt ist der Sand abgetragen, darunter erstreckte sich die bisher größte in Brandenburg gefundene Feinschmiedewerkstatt aus dem 4. Jahrhundert. Dem Laien erschließt sich der atemberaubende Fund allerdings erst nach Erläuterungen. Dunkle Verfärbungen im Sand zeigen an: Hier gab es werksmäßige Feuerstellen für ein Schmiedefeuer und im Bereich um die Werkstatt lassen sich Spuren von mindestens sieben Langhäusern nachweisen, in denen die Germanen
mit ihren Tieren gewohnt haben. Zwei Kastenbrunnen, eine Drehmühle und eine Feuerstelle wurden freigelegt sowie über 50 Gewandspangen (Fibeln) gefunden. Besonders erstaunlich für die Archäologen: Die Germanen verarbeiteten römische Wertgegenstände. Halbe Münzen und Reste von Schmuckgefäßen deuten darauf hin, dass es zu den verhassten römischen Besatzern an Donau und Rhein trotzdem Handelsbeziehungen gab. Eine römische Münze hatte bei den Germanen aber höchs-tens Materialwert. Zur Siedlung mit Werkstatt gehört auch ein Gräberfeld - so umfassend sind die Archäologen selten in Brandenburg fündig geworden, erläutert Erhard Bönisch, Referatsleiter Braunkohlenarchäologie im Landesamt. Vergleichbar spektakulär sei lediglich eine Fundstelle bei Groß Köris.
Bevor der Tagebaubagger die Fundstelle überstreicht, muss nun dokumentiert und archiviert werden.
Alle Arbeitsberichte über Grabungen im Lausitzer Revier sind jetzt in einem Buch des Archäologischen Landesamtes erschienen. Neben der Trachtenfrau „Frieda“, die im Herbst gefunden wurde, ist auch die neue Fundstelle schon teilweise dokumentiert.

Oben: Mit Sondierungsschnitten weisen die Archäologen ehemalige Stützen eines german-ischen Langhauses nach. Mit Schilf und Lehm ausgefacht und mit Spitzdach versehen sahen sie wohl so aus, wie die Abbildung unten rechts zeigt. Unten Links: Römische Münzen wurden nach Gewicht für die Weiterverarbeitung zurechtgeschnitten
Fotos: Gabi Grube

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