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Bretter, die zusammenbringen
Mathias Neuber, „Bühne 8“, im Künstlerstammtisch: Vom guten Jahr mit der 8 und wünscht sich mehr kulturelle Schnittstellen zur Stadt

Cottbus (gg). Das verwundert nicht sehr: Eigentlich ist Mathias Neuber gelernter „Bauingenör“; denen ist bekanntlich nichts „zu schwör“.
Am Sonnabend schaut er auf schon 13 Jahre künstlerische Leitung der „Bühne 8“ zurück. Seine berufliche Wende nahm er in Leipzig, als er sich zum Dramatikstudium am Literaturinstitut einschrieb. Ein Praktikum führte ihn danach ans Cottbuser Theater. Das war Drama pur - Neuber erinnert sich, dass er hier eine Theaterzeitung etablieren sollte. Zu der kam es nicht, aber das Begehren der Hochschule für einen Theaterworkshop geriet auf seinen Schreibtisch. Das war der erste Kontakt zu studentischen Schauspielern, aus dem das Engagement beim Studentenwerk Frankfurt/Oder wuchs, das die „Bühne 8“ trägt.
Seitdem hat sich allerlei entwickelt auf den Brettern zuerst des Wohnheims 8 in der Jamlitzer Straße und seit 2006 im ehemaligen Zwischenbau V in der Erich-Weinert-Straße. „Ich habe volle künstlerische Freiheit“, schwärmt Neuber, „Zwänge gibt es nur materieller und finanzieller Art!“ Deshalb und trotzdem häutete sich das kleine Theater zu einer kritischen kleinen Bühne mit Gefühl für Zeitgeist. Neuber erzählt von der Aufführung „Der Bagger“, der direkt auf das Horno-Problem einging und von einem Spremberger Schüler geschrieben wurde. „Unser Anspruch ist es, trotz Laienengagament professionell die aktuellen Themen der Menschen aufzunehmen!“ Das ist gelungen, nach Neubers Geschmack zuletzt am besten mit dem Stück „Catch me if you catch can - Hooligan“ - ein Zweipersonenstück zur Gewalt in Fußballstadien, das nicht nur vor 14 Tagen einen Fanclub des FC Energie begeisterte, sondern auch die Jury beim Karlsruher Studententheatertreffen. „Ein Austausch, der mir sehr wichtig ist“, sagt Neuber, „über den Cottbuser Tellerrand hinaus! Davon gibt es noch zu wenig.“
Seine etwa 20 Schauspieler sind zur Hälfte Studenten, aber auch theaterbegeisterte Leute aus Cottbus und Umgebung. Jährlich im Herbst liefert ein studentischer Theaterworkshop Nachwuchs: „Leute, die Talent haben und unbedingt spielen müssen - die bleiben bei uns!“ Schließlich gehört auch Stress dazu - vier Wochen vor der Premiere gibt es täglich Proben. Und alles ohne jegliches Honorar. 35 000 Euro Jahresetat müssen für das Nötigste durch Eintrittgelder aufgefüttert werden. Das reicht nicht wirklich für Honorare. Deshalb ist ganz oft auch das Stückeschreiben und die Regie ehrenamtlich vergeben. „...und am liebsten regional - wir wollen Leuten von hier eine Chance geben!“ Reinhard Stöckel aus Maust, eigentlich Bibliothekar und IT-Spezialist, verwirklichte so jüngst eine Idee mit dem Buch zu „Salamander im Schnee“, Volkmar Weitze führte Regie.
Aber auch Kabarett gehört zur Austragungsstätte des studentischen Kabarettfestivals.
2000 gründete sich unterm Bühne 8-Dach das Kabarett „Die Ehrlichen“ und später die Filmbühne 8. Die Achten im Namen sind trotz Umzug geblieben und das Jahr mit der Endziffer 8 scheint das bisher erfolgreichste der Bühne zu werden, sagt Neuber. Neuestes Projekt ist die Wiederbelebung der Jazz-Szene. Musik gehört ohnehin zum Angebot der Bühne-Macher.
Am 16. April gab es das erste Konzert der neuen Reihe, die von Torsten Schubert und Dana Leichsenring - zwei Auskennern der Szene - moderiert wird. Monatlich soll es weitergehen.
Inzwischen hat sich die Studentenbühne ihr Diplom erspielt. Ein Indiz: weniger Studenten, mehr städtische Publikum sitzt in den Vorstellungen. Neuber sieht’s mit gespaltenem Gefühl: „Ich wünschte mir, dass diese kulturellen Schnittstellen enger werden und studentische Kultur selbstverständlich zur städtischen wird und umgekehrt!“

Hier steckt mehr als Talent drin, ist sich Mathias Neuber bei seiner „Bühne 8“ sicher

Hier steckt mehr als Talent drin, ist sich Mathias Neuber bei seiner „Bühne 8“ sicher

Fünf Stücke haben das Studentenwerktheater und das Kabarett „Die Ehrlichen“ (Foto: „Der eingebildete Kranke“) im Repertoire, drei weitere sollen dieses Jahr dazu kommen, vielleicht auch Open Air. Der professionelle Anspruch wird durch immer mehr städtisches Publikum honoriert

Begleiteten den Stammtischabend mit Flöte und Akkordeon: Susanne Teige und Jus-tus Mitzscherlich
Fotos: Grube /Hnr.

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