aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Ich will nach Peking, also Zähne zusammenbeißen
Philipp Boy ackert sich nach Verletzungspech wieder an die deutsche Spitze: Schlüsseltermine im Mai

Cottbus (gg). Er trinkt nur noch alkoholfrei und Partys fallen auch aus - bei Turner Philipp Boy ist das olympische Feuer im Herzen ebenso angekommen wie das echte am Montag in Peking. Gerade beginnt er, den Trainingsrückstand nach einer Schulter-OP aufzuholen und zwar durch „Training mit Köpfchen“, wie er sagt. Mitte Mai zur Europameisterschaft und Ende Mai zu den Qualifikationswettkämpfen will er dem Bundestrainer schon zeigen, dass er wieder fit ist, möglichst an allen sechs Geräten. Er steht ebenso wie Turner Robert Juckel und die Radsportler Roger Kluge, Maximilian Levy und Olaf Pollack auf der Hoffnungsliste von Lothar Heine für Olympia. „Es gibt Cottbuser Namen, an denen kommt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) nicht vorbei!“, sagt Heine siegesgewiss. Andere Namen sind noch mit Fragezeichen gesetzt, die radfahrenden Damen, wie Trixi Worrack und Angela Brodtka zum Beispiel, wetteifern noch bis Ende Juni um Platzierungen in der Rangliste. Auch Turner Steve Woitalla hätte theoretisch noch die Chance, aber nach Abwägung aller Randbedingungen sagt Heine: „Sechs wäre eine gute Zahl und einer mehr als 2004!“
Konzentration
Dass sich die Chancen auf nur noch zwei Sportarten in Cottbus konzentrieren, das spricht für den Plan, die Förderung der Sportarten künftig zu konzentrieren. Momentan sind die Boxsportler ab Klasse 11 im Gespräch - sie sollen künftig ihre Anschlussförderung nicht mehr in Cottbus, sondern in Frankfurt (Oder) bekommen.
Auch die Turner beißen sich durch, trotz enormer Konkurrenz und Verletzungspech. Mit Schmerzen in der Schulter und Spritzen turnt sich Boy an die alte Form heran, denn er sprüht vor Ehrgeiz, wenn er von Peking spricht: „Das ist für jeden Sportler das Größte. Ich will alles rausholen, was drin ist - fünf bis sechs Stunden Training, auch am Wochenende - das ist plötzlich auch keine Belastung mehr!“ Alles ordnet sich dem Sport unter, auch in Peking will er lieber keine familiäre Begleitung haben, um sich ganz zu konzentrieren.
Augen, Ohren, Mund
Ob ihn die politischen Verhältnisse im Gastgeberland beschäftigen, will Gabi Grube wissen und was er dazu sagen würde, wenn ihm Journalisten in China das Mikrofon hinhalten. Da gäbe es ganz klare Ansagen vom DOSB, sagt er. Schon im Februar unterzogen sich die Sportler der Belehrung, sich zu politischen Fragen im Gastgeberland unter keinen Umständen zu äußern. Bei Verstößen drohe die sofortige Heimfahrt auf eigene Kosten. Auch zu Sicherheitsfragen wurde aufgeklärt, immerhin ist Olympia nicht selten Zielscheibe für Terroristen. Boykott - das wäre für ihn die größte Enttäuschung.
Einen Boykott hält auch Lothar Heine für wenig zielführend: „Erst die vielen Sportler im Land sorgen doch für den nötigen Druck, die politischen Verhältnisse zu ordnen. Boykotte haben schon früher nichts gebracht. Viele Cottbuser Sportler haben das noch selbst erlebt!“ Man erinnert sich an 1980 in Moskau und 1984 in Los Angeles.
Doch Olympia bietet auch für Philipp Boy nicht nur Stress. Die Turner gehören zu den ersten im Olympiawettkampfkalender, und nach ihrem Auftritt lockt auch das Urlaubserlebnis China. Die Radsportausscheide und Schwimmwettkämpfe will er sehen und so viel vom Land, wie es irgend geht.
Für die Laufbahn nach dem Sport hat er auch vorgesorgt, nach seinem Abitur, das er jetzt ablegt, wird er bei der Sparkasse lernen, und mit Ehrgeiz will er hoch hinaus.

Zu Gast bei Gabi Grube waren:


Links: Turner Philipp Boy: „Die Asiaten sind stark im Turnen - aber Platz drei - das kann und will ich mit der deutschen Mannschaft schaffen! Unbedingt!“

Rechts: Lothar Heine, Bereichsleiter Olympiastützpunkt Cottbus: „Ein Boykott der Spiele hat noch nie etwas gebracht - das zeigten Moskau und Los Angeles!“

Das Olympiastadion in Peking - wenn alles gut läuft, werden sehr wahrscheinlich sechs Cottbuser hier im August ihren größten sportlichen Wettkampf bestreiten. Das Fieber ist bei ihnen allen schon entfacht

Das Olympiastadion in Peking - wenn alles gut läuft, werden sehr wahrscheinlich sechs Cottbuser hier im August ihren größten sportlichen Wettkampf bestreiten. Das Fieber ist bei ihnen allen schon entfacht

 

Am 10. April
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