Tradition adè: Boxen nur noch mit kleinen Fäusten?
Neue Struktur schickt potente Talente künftig nach Frankfurt/Oder /
Unterschriftenliste geplant

Cottbus (gg). Wenn der Vorstand des Olympiastützpunktes (OSP) seine neue Struktur beschließt, dann wird künftig das Training für Boxtalente ab Klasse 11 nicht mehr in Cottbus sondern in Frankfurt (Oder) stattfinden. Zum Bildungsausschuss am Donnerstag erläuterte Bereichsleiter Lothar Heine den Grund für die Konzentration: „Wir haben künftig nur noch eine Trainerstelle für die Anschlussförderung und die Frankfurter Boxer haben die bessere Ergebnis-Bilanz!“ Insgesamt seit der Boxsport in Brandenburg von einem Platz 4 auf Platz 12 der Rangliste abgerutscht - die Konzentration solle dazu beitragen, die Kräfte wieder in Richtung Weltmaßstab zu entwickeln.
Heftigen Protest gab es in der Sitzung von Andreas Günther, der als Präsident des Boxclub Cottbus die Reihen seiner Bundesliga-Riege im Wesentlichen aus den Athleten rekrutiert, die künftig in Frankfurt trainieren sollen. „Wenn behauptet wird, die neue Struktur berühre den Vereinssport nicht, dann ist das Augenwischerei. Im Gegenteil: Sollte es so kommen, dann ist der Boxsport in Cottbus tot!“
Nicht nur, dass schon bisher Verträge mit den Frankfurter Boxern für die Cottbuser Liga nur unzuverlässig oder gar nicht eingehalten wurden, auch die Vorbilder für den Nachwuchs würden künftig in Cottbus fehlen. Lothar Heine führt die Entscheidung zu ungunsten der Cottbuser auch auf falsche Schwerpunktsetzung zurück: Zu wenig werde für den Nachwuchs, zuviel Liga gearbeitet, sagt er. Deutsche Meistertitel, wie der von Enrico Wagner, wären nur dann etwas wert, wenn sie auch international zu Medaillen führten, sonst sei der Meister eben nur der am wenigsten schlechte unter Schlechten. Günther hält dagegen, dass es in allen anderen Sportarten logisch wäre, den Meister ins Trainingslager für Olympia zu schicken. Dass Wagner dafür erst nach drei Anläufen eingeladen wurde, läge auch am fehlenden Engagement in der Vorstandsetage des Olympiastützpunktes. Günther: „Wir werden Unterschriften sammeln und alles tun, um die Strukturänderung rückgängig zu machen!“ Nächsten Mittwoch soll es ein Treffen von Günther mit dem Landesboxverband zu diesem Thema geben.