Region.
Zwei Punkte aus dem DoppelPunkt - die würden die Cottbuser
ihm gern mitgeben heute nach Bochum - Trainer Bojan Prasnikar
holte sie sich persönlich ab beim Publikum, das zum Fußballabend
ganz ohne Ball ins Presse-Café zahlreich gekommen war.
Vor allem, um dem gerade 55 Jahre alt gwordenem sympatischen Slowenen,
der seit September den FC Energie trainert, auch ein paar persönliche
Dinge zu entlocken. Und das begann Co-Moderator und Fanvertreter,
Schauspieler Wolfgang Kaul, ganz unverblümt mit der Frage,
was für ein Typ Vater unser Cheftrainer wohl sei. Das war
ein Volltreffer ins Herz, denn seine Familie - die Tochter ist
neun, der Sohn zwanzig - vermisst der sportliche Workaholic zur
Zeit gehörig: Mein Heimathaus ist umgeben vom Sportplatz
- meine Tochter fragt sich zu Recht, warum ich für meinen
Trainerberuf bis nach Deutschland fahren muss! Im?Mai will
er wieder in sein slowenisches Dorf fahren, doch solange bleibt
vor-erst Burg im Spreewald seine Wahlheimat: Ich habe es
lieber etwas ruhiger und grüner - das habe ich im Spreewald
gleich gefunden!
Nur, dass Burg ganz flach sei, würde etwas stören -
in seiner Heimat konnte er dreimal wöchentlich den 750 Meter
hohen Hausberg hinterm Gartentor erjoggen - das war sein Fitnesstraining,
für das ihm zur Zeit die Voraussetzung fehlt. Wenn der Sommer
kommt, will er das mit dem Paddelboot in den Burger Fliessen ausgleichen.
Richtung UEFA
Bis dahin, sagt er, gilt es, die sportlichen Voraussetzungen für
seine Lausitzer Mannschaft voran zu bringen. Und er sieht Parallelen
zu Erfolgen in seiner Vergangenheit, als er 1999 mit dem NK Maribor
an die Türen der Champinosleague klopfte. Bojan Prasnikar
erzählt über diese Phase, als er 1996 den Club als Tabellenvorletzten
der slowenischen Liga übernahm und zum Saisonende auf Platz
vier nach vorn geruscht war, mit leuchtenden Augen: Und
wir haben mit Energie heute auch schon einen Gewinn gegenüber
vor vier Monaten - wenn wir so ohne Streß weitermachen können,
dann wird es. Wir brauchen etwas Zeit und gleichzeitig müssen
wir jetzt schon punkten - das ist das Problem! Seine Selbsteinschätzung:
Das Angriffspiel nach vorn ist schon nicht schlecht, aber gegenüber
dem Herbst passieren zuviele Fehler in der Abwehr. Der ausgeglichene
Typ Trainer lässt sich nicht so tief in die Karten gucken,
wenn es um seine Trainingsstrenge geht: Meine Spieler wissen
schon, wenn sie mich anschauen, ob sie im Training eine Sache
gut oder nicht so gut gemacht haben - da bin ich mir sicher!
Er lächelt dazu - wie ganz oft an diesem Abend.
Vorn-Hinten-Mitte
Und man kommt tiefer in die sportlichen Fragen: Warum, will Wolfgang
Kaul wissen, ist Dennis Sörensen gesetzt, wenn er doch viel
zu wenig torgefährlich ist? Der Trainer hat gute Argumente:
Unsere Spieler sind durchweg zu klein, allein Sörenssen
hat die Sprungkraft und mit 1,93 Meter die Körpergröße,
um sich durchzusetzen. Und er läuft viel!
Aus dem Publikum kommt dann auch die Frage nach dem fehlenden
Flügelspiel. Der Trainer erläutert auch hier plausibel
seine Gedanken: Unser Problem liegt im Mittelfeld - dort
brauchen wir mehr Personal für die Manndeckung. Einen Diego
bekommen wir sonst nicht in den Griff. Was ich will, ist ein Spiel,
in dem Bewegung auch innerhalb der Positionen ist und jeder mehr
als eine Aufgaben hat und bei dem am Ende egal ist, wer flankt!
10 Prozent besser
Und die Rede kommt natürlich auch auf die Schiedsrichterleistungen.
Ich habe solche Situationen wie gegen Bayer in meinem 30jährigen
Trainerjob schon oft gehabt. Wir im Keller müssen noch 10
Prozent besser sein als alle anderen, damit wir über Schiedsrichterleistungen
nicht mehr klagen müssen - die Schiris haben sowieso nie
Schuld!, sagt Prasnikar.
Mit dem Publikum ist er sich einig - das Eingeständnis eines
Fehlers würde es auch den Spielern leichter machen. Das unterstreicht
auch Wolfgang Kaul: In Bremen hat es Schiedsrichter Weiner
getan und hat sich nach der Fernsehaufzeichnung für eine
Fehlleistung entschuldigt! Immerhin, sagt Prasnikar, es
ist ein Spiel - deshalb sage er auch immer versehentlich statt
Sportplatz Spielplatz.
Es gibt an diesem Abend manch erhellende Antwort auf Fragen, sogar
eine Rose nachträglich zum Geburtstag, viele nicht ganz uneigennützige
Wünsche für sportlichen Erfolg und sowieso Autogramme.
Publikum und Trainer verstehen sich gut - Prasnikars ständiger
Begleiter - ein deutsch-slowenisches Wörterbuch - an diesem
Abend braucht er es nicht eine einziges Mal.
|
Buchautor
mit Autogrammautor: Hartmut Schatte holt sich Signets für
seine Enkelkinder vom FC-Energie-Cheftrainer. Der bekommt viel
Beifall im DoppelDeck für seinen offenen, klugen Auftritt
|