Cottbus.
Dass der Cottbuser Musikherbst seit jeher das Motto
Modern meets Classics verfolgt, wurde im Abschlusskonzert
der 34. Auflage dieses Festivals in mehrfacher Hinsicht eindrucksvoll
belegt.
Unter Leitung von Prof. Tibor Istvánffy begann das Collegium
musicum der Fachhochschule Lausitz mit der Ouvertüre
aus Glucks Oper Iphigenie in Aulis. Das Stück,
das in seiner Art der Forderung nach neuer Einfachheit
folgte, strömte klangschön dahin, dabei energische und
rhythmisch prägnante Akzente setzend.
Bernd Weinreich, der sich seit 2006 als Intendant der weiteren
Profilierung des Cottbuser Musikherbstes angenommen
hat, fand mit dem Solisten Sebastian Marschik, Viola, und Tibor
Istvánffy als dem Dirigenten die entscheidenden Partner
zur Verwirklichung seines Vorhabens, den Sinfonischen Satz
für Solobratsche und Orchester aus der Taufe zu heben.
Man kann das Stück durchaus auch als Ausdruck einer sehr
persönlichen Affinität des Komponisten zur Bratsche
sehen, die
sowohl als Soloinstrument mit großer
Ausdruckskraft
als auch als Nahtstelle zwischen Diskant
und Bass
disponiert ist (Weinreich). Schon nach den
ersten Tönen des Solisten fragte man sich, warum dieses Instrument
mit seinem beseelten, sonoren Timbre so selten solistisch in Erscheinung
tritt. Hier nun bereitete der Komponist seinem Solisten mittels
Trommel- und Marschklängen im Orchester den Weg durch Tiefen
und Höhen seines klanglichen Spektrums und sparte auch mit
virtuosen Passagen nicht.
Sebastian Marschick gelang eine technisch souveräne, sehr
engagierte und musikantische Interpretation des Stücks, bei
dem auch die jungen Musiker im Orchester sichtlich Freude hatten.
Damit erlebten die Zuhörer eine wirklich gelungene Premiere,
die den Wunsch nach einer wiederholten Begegnung mit diesem Werk
entstehen ließ.
Das Neu-trifft-Alt-Prinzip war an diesem Abend auch
Grundidee des abschließenden Stückes AmADEuEb
aus der Feder des Cottbuser Komponisten Frank Petzold.
Das solistisch agierende Jazz-Trio, gebildet aus E-Bass (Ramona
Geißler) und Schlagzeug (Dana Leichsenring), beide Studentinnen
am Fachbereich Musikpädagogik, gab mit exzellentem Drive
die entscheidenden Impulse an das Orchester, das sich inklusive
Dirigent - davon sichtlich anstecken ließ. Tonaler Ausgangspunkt
des Stücks waren die Buchstaben des Mozart-Namens, die als
Töne verwendbar sind.
Dem Publikum bereitete dieses Wechselspiel zwischen Jazz- und
Orchesterklängen großen Spaß, wie hier musiziert
wurde. Mozart hätte ganz sicher seine Freude gehabt. Dr.
Bernhard Reichenbach
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Solist
Sebastian Marschik führte die Temperationen für
Solo-Bratsche und Orchester von Bernd Weinreich mit dem Collegium
musicum Abschlusskonzert erfolgreich auf Foto:
pr.
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