Cottbus
(bw). Mit leisen Worten, in gutem deutsch, ausgewählt
formuliert und ganz auf seine Musik orientiert: So erlebte das
Publikum den polnischen Komponisten Bronislaw Kazimierz Przybylski
bis zur letzten Minute im Künstlerstammtisch am vergangenen
Montag. Über Musik sprechend, niemals Musik zerredend, seiner
Musik selbst nachdenklich zuhörend, mit der rechten Hand
die Akzente betonend, spürt man die innere Spannung, die
allmählich auf die Zuhörer überspringt.
Ich wollte von Anfang an komponieren, ohne Vorbilder eigentlich,
ja, vielleicht gab es Phasen, da hat man sich da wohl gefühlt,
oder dort ...., beantwortet er die Frage nach den ersten
Schritten zum Komponisten. Wenn überhaupt, dann vielleicht
Witold Lutoslawski, aber dann auch wieder nicht ... ergänzt
der Musikerdenker bescheiden. Ich denke, dass
wichtige Impulse aus der nationalen Folklore kommen, vielleicht
in eine Kristallvase gestellt, gut behütet, im Innern der
Musik.
Bronislaw K. Przybylski ist in Cottbus kein Unbekannter mehr.
Spätestens 1977, nach einem Künstlerporträt im
Cottbuser Musikherbst, lagen seine Noten mehrfach auf den Pulten
Cottbuser Musiker. Im darauffolgenden Jahr wurden seine Jagdsagen
für Sprecher und Bläserquintett uraufgeführt,
das Theaterorchester eröffnete ein Sinfoniekonzert mit seiner
Cottbuser Ouvertüre (1980) und eine ganze Reihe
von Werken für Akkordeon, auch mit anderen Instrumenten,
erklangen auf der Bühne des Cottbuser Konservatoriums zum
ersten Mal. Zu meinem 60. Geburtstag, 2001, fand ein ganzes
Konzert eben dort statt - Cottbus ist für mich eine schöne
und erfolgreiche Stadt, ein bisschen bin ich schon Cottbuser geworden,
so der Künstlerstammtisch-Gast, der sein Klaviertrio Am
Spreeufer nannte und seine Szenen aus dem Familienleben
für Flöte, Violine und Akkordeon ebenfalls in Erinnerung
geblieben sind.
Der Komponist und Dozent an der Musikakademie Lodz kann auf eine
lange Werkliste verweisen, alle Genres sind zu finden, auch über
50 Kurzfilmmusiken. Moderatorin Gabi Grube fragt nach Inspirationen
und Ideen. Ich muss weit weg fahren, dann entsteht meine
Musik in kürzester Zeit, zuhause wird sie aufgeschrieben.
Ich muss für mich sein, es gibt vielel Sachen im Leben, die
ich nicht verstehe, aber sie sind so. Da bin ich oftmals überwältigt.
Das eben Gehörte tat es beim Publikum ebenso. Um Chopins
cis-Moll-Mazurka rüttelten wuchtige Orchesterklangflächen,
rhytmische Schlagzeug-akzente mit tiefer Nachdenklichkeit.
Am Vorabend erklangen im Rahmen eines Konzertes im Cottbuser Musikherbst
Przybylskis Verwandlungen für Saxophon und zwei
Streichquartette, wieder eine Cottbuser Uraufführung. Lodzer
und Cottbuser musizierten gemeinsam. Wenn 90 Prozent des
im Kopf entstandenen Stückes erklingen, ist das sehr gut,
und es waren 90 Prozent. Die Musiker waren sehr gut vorbereitet,
ein aufgeschlossenes Publikum, ein voller Konzertsaal, alles war
professionell, so der Komponist über das Musikherbst-Konzert.
Ganz Pädagoge freute sich der polnische Gast über die
jungen Musiker des Konservatoriums, die den Künstlerstammtisch
ebenfalls mit Streichquartettklängen begleiteten. Die Jugend
ist es, die unsere Musik weitergeben müsse.
So sieht er auch seine Arbeit mit jungen Komponisten aus China,
Deutschland, Japan und von sonstwo, die er in Lodz unterweist,
zu eigenen Ideen führt, sie anregt, Emotionen mit Musik zu
äußern. Was Schöneres kann es nicht geben.
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Komponisten
müssen Neues anbieten und immer wieder verbessern,
umschreibt Bronislaw K. Przybylski sein Anliegen, mit Musik das
Leben zu beschreiben
Moderatorin
Gabi Grube beobachtete die jungen Quartettspielerinnen Franziska
Radtke, Juliane Agotz, Carolin Müller und Paula Wolf vom
Cottbuser Konservatorium, wie sie die Gelegenheit nutzten, Fragen
zur neuesten Partitur des Komponisten zu stellen (v.l.n.r.) Fotos:
BeWe
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