Forst
(sp). Die Braunkohle ist nur rein zufällig auf die Tagesordnung
des Landrategespräches zwischen Spree-Neiße und Oberspreewald-Lausitz
(OSL) geraten. Aber trotz der seit Wochen vorbereiteten streng
angestimmten Tagesordnung dominierte auch dieses Thema das erste
gemeinsame Kennen lernen mit der gesamten Verwaltungsspitze am
Mittwoch.
Die Position von Dieter Friese, Chef im Spree-Neiße-Kreis,
ist klar: Bei einem Neuaufschluss eines Tagebaus sollen nicht
nur die direkt von Umsiedlung betroffenen - zumindest geldlich-
entschädigt werden, sondern die gesamte Region soll profitieren.
Vorschläge zu einem Kohlvertrag brachte er am
Mittwoch in den Ältestenrat des Kreistages ein. Der Sonderausschuss
ist inzwischen auf dem Weg.
Sein Kollege Georg Dürrschmidt sieht es mit Distanz:?Meiner
Meinung nach wird es bei uns in OSL keinen Neuaufschluss geben.
Ich werde mich erst in die Diskussion einmischen, wenn Klettwitz-Nord
tatsächlich käme. Spree-Neiße ist wahrscheinlicher,
weil die ganze Infrastruktur noch vorhanden ist. Aber das ist
für meinen Kreis erst einmal unerheblich, so der Landrat,
der aber auch für einen Mix aus erneuerbarer und aus Kohleenergie
steht.
Kein Stacheldraht
Gemeinsamer sind die Interessen der beiden Kreise bei der Zusammenarbeit
in der Verwaltung. So haben beide vereinbart, Angebote der Volks-
und Musikschulen im grenznahen Bereich auch im Nachbarkreis
publik zu machen. Verwaltungsgrenzen stören ja die
Bürger nicht. Und so können Angebote besser ausgelastet
werden, erklärt Dieter Friese. Zurzeit beträgt
bei beiden der Kostendeckungsgrad bei Volkshochschulen um die
55 Prozent. Ziel sind ganz klar über 60, so Georg
Dürrschmidt.
So könnten Lektoren und Lehrer ausgetauscht, Angebote abgestimmt
zusammen abgedruckt werden. Damit soll auch die Qualität
und Angebotstiefe steigen. Nächstes Jahr sollen konkrete
Ergebnisse vorliegen.
Aber auch im Gesundheitsbereich gibt es Anknüpfpunkte: Bei
beiden gibt es nur jeweils eine Kinderärztin im Dienst, zwei
sind erforderlich. Wir haben schon vergebens in großen
Zeitungen geworben, berichtet der OSL-Landrat.
Eine Zusammenarbeit mit Fachkräften, im Betreuungs- und Beratungsangebot
und bei der Hygiene- und Trinkwasserüberwachung wird nun
zwischen beiden Kreisen verfolgt.
Tourismus ist ein dritter Punkt. Erfreulich ist, dass die Linie
655 zwischen Vetschau und der Spreewaldtherme bleibt. Die
Finanzierung werden wir nach einer Fahrgasterhebung neu verhandeln,
kündigt Landrat Friese an. Bei der gemeinsamen Tourismusentwicklung
ist aber auch Dahme-Spreewald mit im Boot. Den Touristen
interessiert ja nicht, wo Kreisgrenzen entlang laufen, so
Dieter Friese.
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Hatten viel
zu besprechen: Zum ersten Mal kamen die Landräte Georg Dürrschmidt
(li.), aus dem Nachbarkreis OSL und Dieter Friese (Spree-Neiße)
zu einem Arbeitsgespräch mit der gesamten Verwaltungsspitze
zusammen. Georg Dürrschmidt (CDU) ist seit April 2006 Jahr
als Quereinsteiger Landrat im Nachbarkreis. Die Treffen sollen
nun im Jahresrhythmus stattfinden
Foto: Stephan Pönack
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