Cottbus.
Sie, um die es geht, sind nicht zu sehen. Vielleicht sind sie
ja gar nicht schwarz. Jene Ungehorsamen, Undankbaren.
Das Stück zeigt nur die Helfer - Menschen, die
diese Weltordnung weder erfunden noch bewirkt haben. Mann und
Frau, die sich nun zerstören in der späten Erkenntnis,
dass sie fehl am Platze waren hier in Afrika (oder in Ostdeutschland?),
wo sie abendländische Segnungen des Abendlandes meinten großmütig
darreichen zu müssen. Mit elektrischen Pumpen betriebene
Brunnen bauten sie, statt jene, die Wasser nötig haben zu
lehren, wie sie Wasser gewinnen. Ohne in der Währung des
Gehorsams dafür zahlen zu müssen. Von 500 Brunnen funktionieren
nur drei. Sind die Neger zu blöd? Ein altes, ein biblisches
Thema, nicht allein eines der nachkolonialen Schande. Aber dort
erlebt die Welt die entwürdigende zivilisatorische Arroganz
am schrecklichsten.
Der Autor Henning Mankell bezieht sich auf Mosambique, wo auch
humanistische DDR-Hilfe ihre Ziele verfehlte. Er hätte
ebenso Süd-Afrika, Namibia, Tansania oder ein anderes Land
aufrufen können. Was geschehen ist in einem halben Jahrhundert
seit dem Ende der Kolonialzeit, war teils Lebens-, teils Sterbehilfe.
Eine erschütternde Bilanz. Antilopen lässt
diesen Kassensturz als Ehekrach ablaufen, höchst strapaziös
für den Zuschauer. Sanfter, meinen Autor Mankell und Regisseur
Christoph Schroth, ist das nicht zu machen. Subtil steigern sich
Sigrun Fischer und Sebastian Reusse in die Enthüllungen ihrer
eigenen Misere. Ihre Festung beginnt zu zerfallen, wie das Gebäude
der Scheinmoral, die Mord, Missbrauch und Sklaverei einschloss.
Der?Weg zurück in die Normalität wird schwer, die Zukunft
hier bleibt dunkel. Der Neue (Kai Börner) kommt und verspricht
Zutrauen: vorausgesetzt die Mündel gehorchen.
Antilopen strengt an, ist schwer zu spielen, schwer
zu ertragen.Die Trommeln bleiben im Kopf. J.Heinrich
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Sigrun Fischer
und Kai Börner
in Antilopen von Henning Mankell,
Regie Christopph Schroth,
Ausstattung Gundula Martin
Foto: Marlies Kross
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