Region
(sp). In der letzten Woche wurde Umweltminister Dr. Dietmar Woidke
zum Chef der SPD Spree-Neiße gewählt. Seine Stellvertreter
wurden Jürgen Müller, Bianca Köcher-Böning,
und der ehemalige Vorsitzende Hermann Kostrewa. Stephan PÖNACK
sprach mit dem neuen Kreisvorsitzenden.
Herzlichen Glückwunsch zur Wahl! Wo sehen Sie
Ihre inhaltlichen Schwerpunkte für die nächsten zwei
Jahre?
D. WOIDKE: Von heute aus sehe ich die Aufgabe, die Gebühren
bürgerfreundlich zu gestalten, die weitere Energiepolitik,
die Diskussion um Schulen und Schulstandorte, den ÖPNV, die
Sicherung der ärztlichen Versorgung. Dazu gehört auch
eine ehrliche Bilanz über das, was gut gelaufen ist und was
nicht geklappt hat.
In Ihre Amtszeit fällt auch die Kommunalwahl
2008...
D. WOIDKE: Jenseits von aller Parteipolitik möchte
ich dazu beitragen, unseren Landkreis voranzubringen.Hier geht
es vor allem um Arbeitsplätze in zukunftsträchtigen
Branchen, aber auch darum, dass das Leben in Spree-Neiße
lebenswert bleibt. Wir müssen darauf achten, dass es im Kreis
keine abgehängten Orte oder Ortsteile gibt, nur weil sich
hier noch niemand für die Allgemeinheit engagiert.
Wir wollen engagierte Leute gewinnen, die in den Farben der SPD
die regionalen Stärken stärken, um ein Wort von Matthias
Platzeck aufzugreifen. Gute Leute vor Ort sind auch der Garant
dafür, dass die Fördermittel, die das Land nach wie
vor für benachteiligte Gebiete bereitstellt, sinnvoll ausgegeben
werden. Wir brauchen trotz aller Probleme eine Aufbruchsstimmung,
in der wir stolz auf unsere Lausitz sein können.
Sie haben einen ausfüllenden Beruf als Landwirtschaftsminister,
reisen viel im Land. Wie vereinbart sich das zeitlich mit ihrer
neuen Aufgabe?
D. WOIDKE: In der Verbindung von Landespolitik und Kommunalpolitik
sehe ich Vorteile. Als Minister hat man zwar mehr Termine, aber
auch einen Apparat, auf den man zurück-greifen kann. Ich
bin ja nicht nur Minister, sondern auch gewählter Abgeordneter.
Gegenüber dem Wahlkreis stand und stehe ich in der Pflicht.
Mittlerweile haben wir den Freitag für Termine im Wahlkreisbüro
und in der Region fest etabliert. Ich sehe mich als eine Art Lobbyist
für unsere Region und als eine Art Seismograph, der Probleme
aufnimmt.
Als Minister sind Sie auch für die ländliche
Entwicklung zuständig. In vielen Ortsvereinen gibt es Mitgliederschwund.
Wie kann man politische Tätigkeiten attraktiver machen?
D. WOIDKE: Ganz sicher tritt das Thema Parteiverdrossenheit
in den neuen Bundesländern verschärft auf. Letztlich
ist das ja vor allem ehrenamtliche Arbeit und die hat es in wirtschaftlich
gebeutelten Regionen schwer. Zum anderen wollten viele nach dem
Zusammenbruch der DDR von Parteien nichts mehr wissen. Andere
hat man einfach nicht gewollt oder mit dem Etikett Altlast
verprellt. Natürlich müssen wir uns kümmern, mehr
Mitstreiter zu gewinnen, die auch irgendwann Sozialdemokraten
werden. Ich halte allerdings wenig von groß angelegten Werbekampagnen.
Die Lausitzer sind nüchterne Leute, die von Parteien keine
Wunder erwarten. Sie erwarten aber, dass man sich als Politiker
für sie die Hacken abläuft. Und das ist gut so.
Wird über eine Fusion und/oder noch engere Zusammenarbeit
mit dem Unterbezirk Cottbus nachgedacht?
D. WOIDKE: Wenn man mal alle Befindlichkeiten weglässt
und die Sache von außen ansieht, dann gehören Cottbus
und Spree-Neiße wie Pech und Schwefel zusammen. Für
die Fusion der Partei-Unterbezirke vor der politischen Entscheidung
für eine kommunale Neugliederung sehe ich aber keinen praktischen
Grund. Wir kennen uns natürlich alle gut und arbeiten in
Sachfragen und bei Projekten zusammen.
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