Region
(gg). Staatsanwälte wären in Krimis eigentlich immer
komische Figuren, meint Wilfried Robineck, der als
Leitender OSA der Staatsanwaltschaft Cottbus Dienstherr über
derer 50 ist. Nach insgesamt 16 Jahren im Amt kann er die Kriminalitätspotenziale
der Region gut eingrenzen: Die Grenze nach Polen ist immer noch
eine Wohlstandsgrenze, die Auslöser für Straftaten ist
und auch die kriminelle Energie junger perspektivloser Männer
(in der Mehrzahl) ist gestiegen. Uns macht gerade die rechtsradikale
Kriminalität zu schaffen, schätzt er nach drei
Wochen mit drei aktuellen Vorfällen ein.
Dass einer der Vorfälle, bei dem ein Bereitschaftspolizist
mit rechten Parolen gepöbelt und geschlagen haben soll, erst
drei Wochen später bekannt wird, verteidigt Robineck: Wir
haben die Pflicht, erst sorgfältig zu prüfen., ob der
erste Verdacht stimmt - das war bei der Alkoholisierung der Beteiligten
erst später wirklich möglich! Man werde aber auch
diesen Fall konsequent und ohne Ansehen des Standes bearbeiten.
Er möchte nicht gern verantworten, wenn Cottbus in der Regenbogenpresse
zu Unrecht und zu früh als braunes Nest verschrien ist. Sicher,
Polizisten sind auch nur Menschen., meint er, dass es gehäuft
rechte Tendenzen in der Polizei gäbe, das glaube er aber
nicht.
Wichtig sei ihm jedoch, dass die Arbeit an der Basis von Fachleuten
gemacht wird und kommentiert damit auch gleich den geplanten Stellenabbau
bei der Kriminalpolizei um 400 Stellen: Ich sehe deutlich
den Unterschied, ob ein gewöhnlicher Polizist oder ein Kriminalbeamter
die Papiere bearbeitet hat. Klare Ansage: Weniger Polizisten
bedeuten für Robineck auch immer mehr Chancen für Kriminelle.
Immerhin sind viele spektakuläre Fälle der Vergangenheit
nur mit massivem Personaleinsatz und viel Aufwand aufgeklärt
worden: Ein Gesprächs-Exkurs führt zum Trabi-Mord oder
dem an zwei Mädchen im Spreewald, der erst viel später
durch DNA-Analysen aufgeklärt werden konnte. Ein winziges
Plastikteil am Audi 100 führte auf die heiße Spur.
Tausende Stunden Ermittlungsarbeit waren damit verbunden. Ohne
Personal ist das nicht leistbar. Ebenso bei den Gerichten: Eine
Region wird provinziell, wenn Gerichte geschlossen werden, warnt
er, denn auch hier droht der Rotstift. Jedoch noch ohne konkrete
Pläne. Nur soviel:Das Amtsgericht Guben wird sicher
geschlossen! Dennoch meint der höchste Justizvertreter
der Lausitz beruhigend: In unserer Region darf sich jeder
sicher fühlen!
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Oberstaatsanwalt
Wilfried Robineck kommt auch aufs Podium mit Akten: 42 000 sind
es jedes Jahr in seiner Behörde, nur ein Fünftel davon
landet vor Gericht Foto:
BeWe
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