Seit
Kachelöfen Antiquitäten und Briketts zu Regalware in
feinen Baumärkten wurden, sind sie als Schwarze Männer
nur selten zu sehen. Aber sie bleiben präsent - und wie!
Der Schonsteinfegerberuf - einst auch Schlotfeger, Rauchfang-,
Kamin- oder Essenkehrer - hat sich wie viele Handwerksberufe zum
HighTech-Job gewandelt, der als Lehrberuf (auch für Mädchen)
höchst attraktiv ist.
Natürlich zieht der Geselle noch mit Kehrwerkzeug über
die Dächer, erzählt Andreas Hoffmann, der vor wenigen
Tagen 30. Meisterjubiläum feierte. Aber das Spektrum des
Berufs ist heute weiter. Er selbst ist als Stift noch in Spremberger
Kamine gekrochen und einmal im Café Bierhold sogar stecken
geblieben; die Wand musste aufgemeißelt werden. Auch in
den 1980-er Jahren mussten Kanäle und Fabrikschornsteine
der Firmen im Industriegebiet im Cottbuser Osten noch beklettert
werden. Da war nur noch das Weiß der Augen nicht schwarz,
wenn wir raus kamen, erinnert sich der Meister. Zurzeit
erster Innungsgründungen um 1700 waren wegen der akrobatischen
Anforderungen Lehrbuben von elf oder zwölf Jahren begehrt.
Heute ist Winzigkeit auch gefragt: Die der Rechentechnik. Sein
dickes Kehrbuch braucht der von der Handwerkskammer bestellte
und vereidigte Sachverständige (einer von vieren im Kammerbezirk)
nur, wenn das Amt die Prüfung ansagt. Sonst passt das komplette
Management in die Jackentasche. PDA heisst so was - Personal Data
Assistent. Andreas Hoffmann tippt einige Male ans Display und
schon ist ein beliebiges Haus in einer bestimmten Straße
samt Prüfdaten parat.
Schornsteinfeger sind Glücksbringer geblieben, Jünger
des Heiligen Florian, mit dessen Hilfe Brände verhütet
werden. Heiz- und Lüftungsanlagen unterliegen gesetzlich
vorgeschriebenen Prüfrhythmen, die nur bei den immer beliebteren
Hauskaminen großräumiger gefasst sind. Selten
genutzte Feuerstätten heißen die Anlagen, in
denen nur bis zu 30mal im Jahr Feuer lodert.
Genauer schaut der Experte auf Ölheizungen, die ja im Prinzip
wie Dieselmotoren im A uto funktionieren und entsprechende Kontrolle
brauchen. Die wärmezeugenden Produkte am Markt sind ständiger
Entwicklung unterzogen, und so lernt auch ein Glücksbringer
nie aus. Sechs Schulungstage jedes Jahr sind die Norm für
jeden der 52 Bezirksschorn-steinfegermeister, die zwischen Spremberg
und Königswusterhausen prüfen, kehren, beraten, an Pflichten
erinnern und eben - Glück bescheren.
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Gelegentlich auch in schwarz anzutreffen: Bezirksschorn-steinfegermeister
Andreas Hoffmann
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