Cottbus
(gg). Lange Zeit hat man Lothar Nicht nicht gelassen: Am 2.
Mai, dem Tag seines Amtsantritts gings gleich nach einer Stunde
rund: Probleme, die lange auf vielen Schultern verteilt waren,
haben jetzt wieder einen Adressaten im Rathaus: Abwasser, Ordnung,
und Parken zum Beispiel.
Diese drei bestimmen auch die ersten arbeitsreichen Tage des PDS.Linkspartei-Politikers.
Ein kurz vorher vorgelegtes Dis-kussionspapier zum Innenstadtparken
zog er zurück und will erneut nachdenken: Am Bahnhof
wird niemand Gebühren zahlen. Man kann die fleißigen
Pendler, die ihrer Stadt dennoch treu bleiben, nicht derart strafen!
720 Euro hätten die Gebühren für die Betroffenen
bedeutet. Aber auch in der Innenstadt hat er mit IHK und Handwerkskammer
andere Kompromisse im Blick - ohne Parkgebühren am Sonnabend.
Und ganz schnell hat er das Publikum auf seiner Seite: Ich
gehöre nicht zu denen, die sagen - in 20 Jahren sind wir
nur noch 85 000 und jetzt müssen wir auch alles dafür
tun, dass es so kommt!
Dass seine Vorschläge auch Mehrheiten finden - sowohl in
der Spitze als auch bei Stadtverordneten, glaubt er sicher: Erstmals
ist dieses Rathaus bis zur Spitze paritätisch aufgestellt
- keiner von uns pocht auf das Parteibuch bei der täglichen
Arbeit! Mancher seiner Pläne allerdings könnten
durch die knappe Stadtkasse gebremst werden. Da leuchtet zeitweise
das Linksrot aus dem Knopfloch, wenn er bemerkt, dass
beim Personalabbau auch die Leistung für den Bürger
dem Minus angepasst werden müsse.
Allemal sei eine verkürzte Arbeitszeit besser als Kündigung
und Harzt IV, meint er und plädiert für zurückhaltende
Kürzungen, die auch das junge dynamische Potenzial im Rathaus
schonen würde. Nicht einfach, meint er, wie die Quadratur
des Kreises.
Aufs Abwasser und auf die Ordnung in der Stadt fokussiert sich
die anschließende Publikumsfragerunde. Bei Ersterem stellt
Nicht neue Verhandlungen für die Eigentümer abflussloser
Sammelgruben in Aussicht. Es wird nicht zu einem Preis von
über 9 Euro pro Kubikmeter kommen, verspricht er, kann
aber für die Zahl vor dem Komma noch keine genauen Angaben
machen. Sieben wäre mir am liebsten.... Gleich
am ges-trigen Freitag gab es dazu die nächsten?Gespräche
mit LWG und Alba.
Für die Ordnung in der Stadt allerdings - da hat er Ideen,
die vor allem den Außendienst betreffen. Eine neue Stadtordnung
ab Sommer gibt den rund 10 Mitarbeitern sehr viel mehr direkte
Handhabe bei der Ahndung von Verstößen. Und das Radfahren
im Branitzer Park - so wird er es vorschlagen - soll verboten
sein.
|
Der
geborene Riesaer Lothar Nicht sagt von sich, er habe sich in Cottbus
regelrecht verliebt. Im September zieht ihm seine Familie mit
schulpflichtiger Tochter dann nach. Bis dahin füllt sich
sein Kalender mit allerhand Bekanntmachungsterminen: Ich
bin auf Tour durch die Freiwilligen Feuerwehren, freue mich auf
das Stadtfest und alle 14 Tage steht dann wieder Bundesliga-Fußball
in meinem Kalender!
Foto:
BeWe
Lothar
Nicht
Geboren 1952 in Riesa, studierte Metallkunde in Chemnitz, war
bis 1981 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Amt für Erfindungs-
und Patentwesen, wurde 1991 PDS-Kreisvorsitzender in Königswusterhausen,
später PDS-Landesgeschäftsführer und 1996 1. Beigeordneter
des Bürgermeisters in Strausberg. 2002 scheiterte er knapp
bei der Strausberger Bürgermeisterwahl, arbeitet aber noch
zwei Jahre als Beigeordneter weiter. Nach der Abschaffung der
Posten war er bis 2005 Referent für Haushalts- und Finanzpolitik
der PDS-Fraktion im Landtag.
|