Cottbus
(h). Seit Dienstag ist der über mehr als ein Jahr verwaiste
Präsidentenstuhl der BTU besetzt: Prof. Walther Zimmerli
(62) freut sich auf eine reizvolle Aufgabe. Die Bedenken
seiner fünf Geschwister und vier Kinder, die Lausitz läge
doch quasi in Polen, räumte der bekennende Schweizer ohne
Zögern aus: Wäre es so, wäre ich auch dahin
gegangen.
Er gehöre, obwohl beamtet, nicht zu den Leuten, die
ihre Tage bis zur Pension abstreichen. Als Verehrer des
Cottbuser Gründungsrektors Prof. Günter Spur, auf den
er vor Jahren schon in Braunschweig traf, hält er den Job
hier in Cottbus für eine glückliche Herausforderung,
der er den Vorzug gab gegenüber einer geruhsamen Stellung
an der Uni in Frankfurt/Main.
Die BTU mit ihren weniger klassischen und auch nicht nach Fächern,
sondern nach Themen geordneten Fakultäten passt genau
in die Lausitz, sagt Zimmerli. Sie sei sehr bewusst auf
die technischen Erfordernisse der Region konstruiert worden. Die
anwendungsorientierte Grundlagenforschung dieser Uni setze auf
systemische Zusammenhänge. Das leuchtet
schon in der Gründungsidee, freut sich der Professor
und will nun aufsatteln: Wir brauchen eine 5. Fakultät,
in der sich Geistes- und Sozialwissenschaften etablieren.
Aber nicht als
5. Rad am Wagen einer TU, sondern matrixartig durchwachsend
sieht er diesen Strang. So geraten wir in die Lage, Ingenieure
mit viel Wissen über Gesamtzusammenhänge und über
die Kulturen der Regionen in den Arbeitsmarkt zu entlassen. Und
das sind wir als staatlich finanzierte Universität dem Steuerzahler
schuldig - dass wir Absolventen nicht am Arbeitsmarkt vorbei produzieren.
Im Übrigen verspricht sich Zimmerli durch die 5. Fakultät
deutlich mehr studentischen Zulauf, sodass die Finanzierung dieser
Idee kein Problem sein wird.
Durch Kooperation mit anderen Universitäten will der Neue
das Profil stärken. Qualität von Forschung und Lehre
sollen steigen. 2008, meint Zimmerli, könne mit Aussicht
auf Erfolg ein Antrag zur Aufnahme in die Deutsche Forschungsgemeinschaft
gestellt werden, ohne die wir keine Forschungsprojekte bekommen.
Aber, schränkt der Präsident ein, Forschung
ist nicht die einzige Leistung, die für Universitäten
relevant ist. Er möchte auch für die Lehre Prämien
auswerfen und im Markt der Weiterbildung punkten. Die Signale
für technisch-naturwissenschaftliche Fächer stehen äußerst
günstig sagt er und lehnt sich am Ende seiner Pressepremiere
zunächst gelassen zurück.
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Ein
Philosoph ist neuer Präsident der BTU. Zitat: Wer nicht
selbst an der Spitze laufen kann, sollte wenigstens, wenn er überrundet
wird, eine zeitlang für den Spitzenläufer gehalten werden
Zur Person
Prof. Dr. Dr. h.c. Walther Ch. Zimmerli
(Jg.1945) studierte Philosophie,
Germanistik und Anglistik am Yale College
und an den Universitäten Göttingen
und seiner Geburtsstadt Zürich,
wo er 1971 promovierte und sich 1978 habilitierte.
Er lehrte und forschte an Universitäten in Bamberg, Erlangen-Nürnberg,
Marburg und Witten. 2002 wurde er Gründungsrektor der Auto-Uni
des VW-Konzerns. Er war Ausschussvorsitzender der Deutschen Forschungsgemeinschaft
und ist Mitglied des Weltrates für Ethik. Prof. Zimmerli
ist verheiratet, hat vier Kinder
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