Cottbus
(GHZ). Lässt sich der listige Augsburger
einfach nur so zur Unterhaltung wegen seiner Gassenhauer und der
Volksnähe des Stücks spielen?
Man kann, meint Bettina Jahnke, Oberspielleiterin hier in Cottbus
und Regisseurin der Dreigroschenoper im Polizeikulturhaus
am Bonnaskenplatz. Sie gibt die Gangsterklamotte, die doch heute
mehr als je aus dem richtigen Leben gegriffen scheint
und nach jenem Spott schreit, den Brecht - durchaus spottend -
auch schon mal herausgeredet hat.
Brav aufgereiht wie die Lappen auf der Vorhang-Leine wird die
Liebesgeschichte aus dem Gaunermilieu gezeigt. Und so dümpelt
sie in des Besuchers Blick, weil keine Idee im brechtschen Sinne
aufschreckt. Die Darsteller bleiben freilich bei so geringem Anspruch
allesamt unter ihren Möglichkeiten, und die in dieser Inszenierung
allzu stark dominierende Hand der Ausstatter (Bühne Juan
Leon, Kostüme Pascale Arndtz) schafft sogar Peinlichkeiten:
etwa wenn die geniale, spindeldürre Sigrun Fischer einen
enorm dicken Hintern (?) durch die Vorstellung schleppen muss.
Viel mehr als Klamauk ist auch das Hamsterrad nicht, in dem sich
Kai Börner als Macheath dekorativ abstrampelt. Ein solches
Gefangensein bringt die Handlung nicht voran und verquirlt nur
den Sinn. Gerade Börner vermag Feinheiten des Dichterischen
mimisch, gestisch und auch sprachlich-phonetisch zu individualisieren.
Hier rennt er nur. Zu hektisch ist auch Thomas Harms, der als
Peachum Behinderte produziert, die dann nicht wirklich im Geschäft
benutzt werden. Seine Tochter Polly ist eine Schlüsselfigur
im Stück, besetzt mit Christiane Höfler. Die war zur
Premiere indisponiert; Serena Gruß sang draußen ihre
Partien. Das war famos, muss als rettende Aktion aber nicht bewertet
werden. Die Songs der Polly kamen brillant, auch die übrigen
Gesangsleistungen gefielen. Schauspielkapellmeister Hans Petith
hat die Musik von Kurt Weill gut im Griff.
Sänger, Falschspieler, Gaukler und anderes Jahrmarktsvolk
verwickeln manche Besucher im Vorprogramm ins Lottermilieu. Gut
gemacht J. Heinrich
|
Da schaukelt er in seinem Hamsterrad und bringt weder sich noch
die Handlung voran: Kai Börner als Oberbandit Macheath in
Brechts Dreigroschenoper
Foto: Kross
|