Schönaennchens
Liebe erlegen
Spremberg
ist wohl die Stadt mit den den meisten Originalen in der Lausitz.
Der Räuberhauptmann Lauermann tritt dabei eher seltener auf
das Stadtparkett - dann aber umso energischer, denn seine Geschichte
ist ebenso atemberaubend wie ungereimt.
Mit Charakterzügen eines Robin Hood schafft(e) er es immer
wieder, seinen Verfolgern dank Verkleidungen zu entkommen. Von
den Reichen gehasst, von den Armen geliebt, trieb er mit einer
Räuberbande (die es heute ebenfalls gibt) sein Unwesen in
den Niederlausitzer Wäldern, vor allem aber in der Ratsheide
rund um Spremberg.
Dabei gibt es nicht einmal einen Nachweis der bürgerlichen
Figur: Das soll der Stadtschreiber Heinrich Oswald Lauermann gewesen
sein, der sich in Schönaennchen, die hübsche Tochter
des Grafen von Schwerin, verliebt haben soll. Doch die Standesunterschiede
führten schließlich zum Duell zwischen dem Grafen und
dem mutigen Stadtschreiber, das für den Hochwohlgeborenen
tödlich endete. Das Ergebnis ist die Flucht Lauermanns in
die Berge, wo er mit einer Räuberbande unter Hauptmann Fettke
zusammengeriet.
Nach einer handfesten Auseinandersetzung befreundeten sich beide
und retteten einander immer wieder vor dem Galgen.
Und so treibt Lauermann heute noch sein Unwesen. Mit einem mit
Straußenfedern geschmückten großkrempigem Hut,
Lederweste, Stiefel, Pistole und Säbel ist er allerdings
stets zu erkennen, im Gegensatz zu seiner verkleidungsreichen
Zeit vor einigen hundert Jahren. Mein Traum ist es, noch
einmal ein Theaterstück mit dieser Verkleidungsgeschichte
aufzuführen, steckt sich Frank Meisel, der den Räuberhaupmann
seit 2000 verkörpert, hohe Ziele. Schon zur echten 700-Jahrfeier
2001 gab es auf der Freilichtbühne ein frenetisch gefeiertes
Lauermann-Spektakel. Doch sein Beruf als Reisefachmann lässt
noch nicht einmal das Reitenlernen zu. Das konnte man zur Zeit
der falschen 700-Jahrfeier 1997 noch erleben, als die Reitergilde
die Räuberbande verkörperte. Eigentlich sollte ein großer
Reiterumzug beim Jubiläum durch die Stadt ziehen, doch dazu
kam es nicht, stattdessen schlüpfte Frank Meisel bei einer
Oldtimer-Rallye im Jahr 2000 in die Rolle und wurde sofort von
den Sprembergern angenommen. Das lag sicher auch an meinem
Aussehen, den ich hatte mir extra einen Schnauzer wachsen lassen
und einen Zimmermannshut präpariert, so Frank Meisel.
Als Vorbild dienten Zeichnungen aus Groschenheften. Ich
liebe diese Figur, weil sie viele Charakterzüge pflegt wie
menschliche Nähe, gerechte Entlohnung oder die Freiheit.
Und außerdem macht sie mehr Spaß als die Stadtbrigade,
die nur stramm stehen und marschieren muss. Ha.
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Der Räuberhauptmann Heinrich Oswald Lauermann, alias Frank
Meisel, ist nur selten allein unterwegs, wie hier beim Cottbuser
Stadtfest zur 850-Jahrfeier im letzten Jahr hat er Mutter Birnbaum,
alias Andrea Ruhner, an seiner Seite Foto: CGA-Archiv
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