Forst
(h). Der Mann ist längst stadtbekannt. Ein Unikum, ein
Till Eulenspiegel. Ich sage den Leuten die Wahrheit, ich
kann sie aber auch vertragen, beschreibt sich Ulrich Acksel.
Er bewohnt in der Spremberger Straße ein Einfamilienhaus
mit Vorgarten im Tuntenbarock, wie er den mit Büsten,
Büschen und Brüstungen überladenen Kleinstpark
nennt, und widmet sich der Schriftstellerei, der Malerei und anderen
kreativen Dingen. Er hält sich nicht für Rembrandt,
ist aber geschickt genug, ihn und andere alte Meister zu kopieren
und dabei hinter deren Maltechniken zu kommen. Von Hundertwasser
hat er sich die Farbigkeit und kühne Formensprache entliehen,
um Geschichten in Bildern zu erzählen. Gedankenreiche Forster
Geschichten voller Hintergründigkeit, Witz und Phantasie.
Jetzt hat Ulrich Acksel den Bürgermeisterkandidaten Jürgen
Goldschmidt eingeladen, um ihm vier seiner Hunderwasser-Tafeln
zu zeigen und ihm eine zu schenken. Das hat, wie fast alle Dinge
bei Acksel, seine Vorgeschichte.
Vor zwei Jahren vielleicht, erzählt er, war
ich mal Zeuge eines Fernsehinterviews, das der Goldschmidt in
Vertretung des damaligen Bürgermeisters gab. Wie ich den
so engagiert und begeistert über Forst reden hörte,
dachte ich: So einer müßte Bürgermeister sein.
Dass der jetzige Bauderzernent auf dem Weg in das höchste
Rathausamt ist, gefällt dem Hobbymaler, und so möchte
er mit seinen Gedanken-Tafeln wieder einmal Anreger sein.
Acksels sprechende Bilder haben schon Dr. Woidke ins Ministeramt
(Die Natur hat ein Auge auf Sie) und Dieter Friese
ins Landratsamt (Drei Mageriten) begleitet.
Jürgen Goldschmidt soll sich zwischen der Reflexion über
den Kreisel (s. Titelseite), einem zur Hilfe aufforderndenTierheim-Labyrinth,
einer Neissebrücken-Parabel und dem NeißeNix, der vom
Hochwasser erzählt, entscheiden.
Ob er die Wahl gewinnt oder nicht - das Bild bleibt seins,
ganz privat, sagt Ulrich Acksel. Wenn er Menschen entdeckt,
die etwas bewirken, sucht er - mindestens über seiner Bilder
- den Dialog zu ihnen. Ein solcher Mensch für Gedankenaustausch
war Regine Hildebrandt, die lange bei ihm saß und mit der
er einen inhaltsreichen Briefwechsel führte.
Wäre er gesünder, würde er auch gern wieder Stadtführer
sein und Menschen über Forst erzählen. An Bildern für
die Stadt arbeitet er jedenfalls ohne Unterlass.
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Ulrich Acksel:
Sein Leben hat er in 150 unabhängige Geschichten gefasst und
auf 900 Schreibmaschinenseiten niedergeschrieben. Wenn Zeit ist,
arbeitet er am Feinschliff |