Forst
(sp). Wer Willi Henoch begegnet, vermutet nicht, dass er bereits
vor 93 Jahren das Licht der Welt erblickte. Mit diesem Alter ist
er der älteste Künstler, der in der aktuellen Austellung
Einblicke im Textilmuseum ausstellt.
Sein Kunstursprung liegt lange zurück: In der Lehre
zum Malergesellen habe ich viel mit Meister Karl Bär in der
Natur gemalt. Früher waren die Maler nach heutigen Gesichtspunkten
noch Künstler, beschreibt es Willi Henoch. Denn kunstvolle
Tapeten, filigrane Ornamente und Zeichnungen in Hauseingängen
sowie gemalte Furniere oder Marmorierungen gehörten damals
zum Repertoire - genau wie tapezieren.
1938 vervollständigte er seine Kenntnisse in Mannheim bei
der Ausbildung zum Meister. Kurz vorher zog er nach Scheuno, wo
sein Vater ein Haus baute. Nach dem Krieg musste ich bei
Arbeiten auf der Wehrinsel zusehen, wie es demontiert wurde. Ein
paar Tage nur, dann war es weg, erzählt Henoch. Vorher
rettete er ein paar Sachen aus dem Haus mit Booten aus dem Kanuverein
in Keune. Wir haben Brauchbares geholt, meine Kunstwerke
waren wie alle Wertsachen natürlich alle längst weg.
Wer weiß, wo die Henoch-Bilder heute hängen.
Nach dem Krieg machte er sich selbständig und arbeitete bis
zum 65. Lebensjahr.
Tagsüber Kundschaft, abends zeichnen - das ging jahrlang
gut. Am Ende haben aber meine Hände gezittert, so dass
ich erst im Ruhestand wieder anfangen konnte zu malen. Es ist
ein Wunder, dass ich heute wieder zeichnen kann!, so der
Künstler. Ob Tuschezeichnungen auf Messing (eine von ihm
selbst entwickelten Technik), Ölbilder - das Repertoire ist
groß: Ich habe alle Techniken ausprobiert. Nach dem
Krieg habe ich angefangen, auch Grußkarten zu machen. Ich
hatte ein paar Muster, die ich auf Bestellung fertigte,
so Willi Henoch - ob zum Geburtstag oder Geburt, originell und
witzig sind alle. Jetzt malt Willi Henoch gern Aquarelle, die
oft nach Fotos auf vielen Reisen enstanden. Im Museum sind fünf
Aquarelle und zwei Tusche-Messing-Arbeiten zu sehen. Eins wird
sogar zu Gunsten der Stadtkirche versteigert.
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Dick
ist der Stapel aus Zeichnungen, die Willi Henoch in seinem langen
Leben gefertigt hat. Doch auch mit 93 Jahren gehört er noch
lange nicht zum alten Eisen
Pfiffige
Postkarten gehören auch zum Schaffen von Willi Henoch. Die
lustigen Motive enstanden zumeist nach dem Krieg, als in den Geschäften
noch Flaute herrschte
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