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Zukunft liegt in den Vokalen
Prof. Eberhard Schaller über die Perspektiven der BTU

Cottbus (gg). Umweltmeteorologe Prof. Eberhard Schaller ist ein gefragter Mann in diesem jungen Jahr: Seit einer Woche ist er erneut Senatsvorsitzender an der Brandenburgischen Technischen Universität. Senatssitzungen und Interviewtermine drehen sich um das dringendste Problem der Uni in diesem Jahr: Seit einem Jahr ist die Stelle des Präsidenten unbesetzt.
Seit im Juni der bereits gewählte Nachfolger Sigmunds, Prof. Kurths aus Potsdam von seinem Engagement Abstand nahm, ist auch der Senat in die Kritik geraten. Unberechtigt, wie Schaller entgegnet: „Dass Kurths sein Amt nicht antrat, hat ja nichts mit unserer Arbeit zu tun - auch deshalb wollte ich wieder antreten. Wenn die Arbeit des Senats so schlecht gewesen wäre, hätte man nicht fünf der elf Mitglieder wieder gewählt!“ Erneut begründet er, warum er im September außer Rücktritt vom Vorsitz keine Alternativen sah: „Mir ist klar geworden, dass es nicht gewollt war, in dieser Senatslegislatur noch einen Präsidenten zu wählen - da musste ich Konsequenzen ziehen!“
Politische Winkelzüge hätten eine erfolgsorientierte Lösung des Problems verhindert. Näheres bleibt er schuldig. Nun erhofft sich Schaller bald bessere Wetterzeichen: „Wenn alles optimal läuft, können wir zum Sommersemester - vielleicht schon zu Ostern - einen Präsidenten haben.“ Gespräche und Anhörungen laufen bereits, auch wenn das Verfahren jetzt formal beim Wissenschaftsrat des Landes liegt. Welch eine Persönlichkeit sollte die Uni leiten, will Gabi Grube wissen. „Sie muss moderieren und motivieren können, denn nur mit Begeisterung und Überzeugung lässt sich das notwendige Profil der BTU schärfen!“ Das liegt nach Schallers Meinung in den Forschungsrichtungen mit Vokalen am Wortanfang: A für Architektur, E für Energiewissenschaft, I für Informationswissenschaft und U für Umweltwissenschaften. „Für O ist nichts dabei, dafür entwickelt sich mit dem Leichtbau ein weitere Zweig mit Perspektiven“, erklärt der Physiker. Und, so sagt er, mittelfristig brauche die Uni eine „Massenstudienrichtung“, wie zum Beispiel die Lehrerausbildung. Der Grund ist deutschlandweit statistisch unterlegt: Nur Unis mit 7 000 bis 10 000 Studenten haben langfristig eine Zukunft. Bislang zählt die BTU rund 4 700 Studierende. Daran erkenne man das große Stück Arbeit, dass vor einem neuen Präsidenten liege, erklärt er. Der Drittmittelanteil bei vergleichbaren Unis liegt bei 20 Millionen - auch davon sei die BTU noch entfernt.
Etwas Rückenwind bei aufklarendem Himmel - so die Prognose des Wissenschaftlers für das kommende Uni-Jahr. Das immerhin hört sich besser an als seine Einschätzung der globalen Wetterlage: „Es hat solche Wettererwärmungen in den letzten 150 000 Jahren auf der Erde nicht gegeben!“ Bei nur fünf Prozent liegt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Wüstenlandschaft Deutschland bis zum Ende des Jahrtausends noch abzuwenden sei. Gute Laune hat sich der Oberbayer trotzdem bewahrt: „No fun - no science!“, das bleibt sein Leitspruch.


Der Umweltmeteorologe Schaller kann mit schlechten Prognosen umgehen, schließlich widmet er sich an seinem Lehrstuhl der Entwicklung von Umweltszenarien in fünzig bis sechzig Jahren. Die allerdings sehen durchweg schlechter aus als seine Prognose für das kommende Uni-Jahr
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