Region
(gg). Er war klein an Wuchs, drahtig und immer rastlos: Otto Rindts
Vorliebe für Steine scheint dazu nicht zu passen. Aber doch:
Sein Wort hatte Schwergewicht in der Landschaftsplanung für
die Lausitzer Seenkette. Und er setzte sich mit beispielhafter
Beharrlichkeit gegen das - auch damals weit verbreitete - Phlegma
der Verwaltungen durch. Mitglieder des Fördervereins Kulturlandschaft
Niederlausitz e.V. erinnerten sich jetzt vor Rindts 100. Geburtstag
an den vor zwölf Jahren verstorbenen Vorreiter der Seen-Idee
im PolitPiano-Talk im Presse-Café DoppelDeck.
Geblieben verwandelte Landschaften und Skizzen, die der begeisterte
Zeichner von der Seenvision schon in den 60er Jahren fertigte.
Helmut Rippl, selbst verdienter Ehrenprofessor der Landschaftsplanung,
muss an Rindts Visionen noch heute nicht viel korrigieren: Lediglich
die monotone Bepflanzung mit Kiefern ist unglücklich - heute
wissen wir, dass nur Mischwälder wirkliche Wasserspeicher
und gesunde Wälder sind! Madlower Schluchten, die Peitzer
Garkoschke, die Burger Willitzscha oder die Cottbuser Badeseen,
die Kiesentnahmestellen für den Wohnungsbau waren - Rindt
hinterließ zahlreiche Spuren.
Der Förderverein bemüht sich, in seinem Sinne zu wirken,
aber nicht immer gelingt die Mitsprache. Uns fehlt ein Mensch
wie Rindt - wie eine Zecke, die sich niemals abschütteln
ließ, grübelt Helmut Rippl.
Karsten Maspfuhl, der jahrelang im Büro für Territorialplanung
mit Rindt zusammen arbeitet, hat bis ins hohe Alter des agilen
Visionärs um Positionen mit ihm gerungen: Über
die Pläne für den Tagebau Cottbus-Nord haben wir nie
ganz Einigkeit erzielt, berichtet er. Ein höherer Wasserspiegel,
weniger Eingriffe in das Dorf Lacoma, sanftere Böschungen
- das alles hält Maspfuhl für bessere Lösungen,
als die Ausradierung des einmaligen Teichgeländes.
Aber nicht nur Tagebaue beschäftigen die Mitglieder des Fördervereins.
Auch Dörfer haben die Landschaftsplaner unter die Denkmal-Lupe
genommen. Klinkersimse und Schmuckelemente verschwinden
zugunsten großer Fensterformate, Backsteinwände werden
verputzt - die Identität der Dörfer geht zunehmend verloren,
beklagt Helmut Rippl. Ausnahmen gebe es: Reddern oder Kahsel-Golzig
zum Beispiel, im Gegensatz zum Geschossbau, der dem Spreewalddorf
Werben die Reize raubt. Publikationen widmen sich solchen Themen.
Zu erreichen ist der Verein mit heute über 30 Mitgliedern,
davon 15 institutionellen, im Umweltzentrum Cottbus.
In Senftenberg wird ihrem Vorbild Otto Rindt heute eine Festveranstaltung
gewidmet.
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Findlinge
als Gestaltungsmittel machte Otto Rindt geradezu missionarisch populär.
Er platzierte sie auch in Ströbitz vor seiner Plattenbau-Mietwohnung
Foto: Archiv FKNL |