aus dem Hause Cottbuser General-Anzeiger Verlag GmbH

Chancen der Stadt des Wissens
Hochschulen und Wirtschaft müssen eine Sprache finden /
Standort braucht konkrete Themen / Ludwig Klaus auf dem PolitPiano-Podium

Cottbus (h). Ludwig Klaus, Landesgeschäftsführer des Bundesverbandes für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft, warnt vor überzogenen Erwartungen: „Niemand soll glauben, dass ein neuer Oberbürgermeister innerhalb kurzer Frist eine große Menge Arbeitsplätze beschaffen und damit (fast) alle Probleme der Stadt lösen kann. So funktioniert das nicht.“ Wie denn? stellte sich die Frage von selbst, zu deren Antwort das Publikum an diesem Abend intensiv diskutierte und auch Anregungen parat hatte.
„Vor allem“, so Klaus, „muss in Cottbus die Grundstimmung gedreht werden. Das Jammern bringt nichts und ist auch nicht gerechtfertigt.“ Die Stadt habe Fehler gemacht, verfüge aber über hervorragende Potenziale. Dazu zähle er einerseits die Universität, andererseits innovative Wirtschaftsunternehmen in der Stadt und im Umland. „Ich setze voraus, dass niemand mit Sachverstand Wirtschaft nur innerhalb von Stadtgrenzen denkt.“ Da müsse immer in größeren Räumen überlegt werden, speziell in der Wirtschaftsförderung, die nur am Erfolg, nicht nach Aufwand zu bewerten sei.
Die BTU arbeite mit Daimler und Rolls Royce zusammen, was gut ist, aber nicht regionale Projekte ausschließe. Einerseits klage man bei der Uni, die hiesige Wirtschaft sei nicht offen für Gemeinsamkeit. Die Wirtschaft aber schimpfe, die Uni arbeite nur mit den Großen, eben Daimler und Co., zusammen. Hier gebe es ganz offensichtlich eine Kommunikationslücke, sagte Klaus, die zu schließen sein Verband gern bereit wäre. Eine positive Begleitung durch die neue Stadtführung ist dafür unerlässlich.
„Gespräche haben schon begonnen“, sagt Ludwig Klaus. Ausgehend von der Tatsache, dass Cottbus mit dem größten Klinikum Brandenburgs und dem Herzzentrum ein Standort angewandter Medizintechnik der Spitzenklasse ist, sehe die Uni Chancen für ein Medizintechnik-Zentrum. Inzwischen ist schon ein entsprechender Studiengang eingerichtet worden, berichtet Prof. Dr. Bernd Falter. Im Ergebnis weiterer Zusammenkünfte trat das Projekt „BioMedizinische GeräteTechnik (MMGT)“ ins Leben, an dem zwölf Mitgliedsbetriebe des BWA beteiligt sind. Klaus: „Es muss endlich gelingen, dass sich im Weichbild der BTU auch neue Firmen gründen und Arbeitsplätze entstehen“. Gelinge das nicht, stehe die Existenz der BTU in Frage und Cottbus würde kaum wirtschaftlich vorankommen. Aus dem Publikum kam die Anregung an die Adresse der Unternehmen, Spitzenstudenten schon sehr früh interessante Praxisangebote zu machen, sonst bekommen sie die aus Schwaben und Bayern und sind lange vor Studienende im Kopf schon weg von der Lausitz.
Als schwieriger Fall zeichnet sich weiter die kommunale Wirtschaft ab, war der Gesprächsrunde zu entnehmen. Während aus dem Publikum heraus Privatisierungen generell als Gefahr für Arbeitnehmer definiert wurden, korrigierte Klaus: „Vor Jahren wären die Stadtwerke mit einigermaßen Gewinn zu verkaufen gewesen. Jetzt kosten sie uns alle viel Geld.“ Es gehe immer um Fallentscheidungen, sagte Klaus, und er ermutigte, die Stadtverordneten, wo es gehe, mit Sachverstand aus der Wirtschaft heraus zu unterstützen.

Frage nicht was dein Land für dich tut, sondern was du für dein Land tun kannst.

John F. Kennedy,
übernommen als Leitlinie des BWA

Mit viel Fingerspitzengefühl und den richtigen Signalen die Stimmung zum Positiven drehen - das hält BWA-Landesgeschäftsführer Ludwig Klaus für die nächstliegende Aufgabe der neuen Stadtspitze. Unternehmer seines Verbandes stehen zur Verfügung, wenn Rat gefragt ist und überregional Kontakte geknüpft werden sollen
Mit viel Fingerspitzengefühl und den richtigen Signalen die Stimmung zum Positiven drehen - das hält BWA-Landesgeschäftsführer Ludwig Klaus für die nächstliegende Aufgabe der neuen Stadtspitze. Unternehmer seines Verbandes stehen zur Verfügung, wenn Rat gefragt ist und überregional Kontakte geknüpft werden sollen Foto: J.Ha.

Cottbus hat sich in seinem Festumzug zur 850-Jahr-Feier auch als eine Stadt der Wissenschaft und modernster Medizin - wie hier mit dem Festwagen des Sana-Herzzentrums - dargestellt. Viel zu wenig werden solche hervorragenden Standortmerkmale hervorgehoben, meint Ludwig Klaus, Landesgeschäftsführer des BWA
Cottbus hat sich in seinem Festumzug zur 850-Jahr-Feier auch als eine Stadt der Wissenschaft und modernster Medizin - wie hier mit dem Festwagen des Sana-Herzzentrums - dargestellt. Viel zu wenig werden solche hervorragenden Standortmerkmale hervorgehoben, meint Ludwig Klaus, Landesgeschäftsführer des BWA Foto: SAX

zurück...