Cottbus
(gg). Natürlich gibt es Armut auch in unserer Stadt,
Sozialamtschefin Maren Dieckmann, erst seit September im Amt,
kann das Problem nicht beschönigen, das sich nicht nur am
Verdienst, sondern auch an anderen sozialen Dingen festmacht.
Obwohl sich die Situation seit Hartz IV in ihrem Amt entspannt
hat. Früher brauchten wird manchmal Polizei, um zu
deeskalieren, heute gehören viele dieser Kunden zum Zuständigkeitsbereich
der ARGE, sagt sie. Ähnlich geht es auch Reinhard Kröning,
der als Geschäftsführer der Cottbuser Agentur für
Arbeit heute viel weniger Beschwerden in seinem Haus zählt
als früher: Manchen Sozialhilfeempfängern geht
es mit Hartz IV wirklich finanziell besser - schlechter gestellt
sind nur die, die vorher gute Verdienste hatten und lange Zeit
auch gutes Arbeitslosengeld bezogen, schätzt er ein.
Viele von denen, die SPD-Chef Kurt Beck so medienwirksam als Unterschicht
bezeichnete, die also dauerhaft keine Chance am Arbeitsmarkt haben,
sind schlecht ausgebildet und nicht mobil. Arbeitsplätze
gibt es nämlich - allerdings deutschlandweit, schränkt
Kröning ein. Der Süden und Südwesten merkt den
leichten Aufschwung - wer hierhin zieht, ist nicht mehr auf Staatsstützen
angewiesen. Vor drei Jahren noch hatte die Arbeitsagentur heufig
Schelte bezogen für 5000 Euro Wegzugsprämie
- heute heißt sie anders, wird in kleinen Beträgen
immer noch gewährt und gehört längst zum erprobten
Instrument, um Menschen wieder in Arbeit zu bringen. Nicht umsonst
hat sich die Zahl der Arbeitssuchenden - zwar auf hohem Niveau
um 19 Prozent - aber doch leicht erholt.
Dafür werden es immer mehr, die zu Kunden des Sozialamtes
werden. Maren Dieckmann erklärt: Es sind vor allem
die Senioren, die mit ihrer Rente unterhalb des Existenzminimums
bleiben, die Hilfe zur Pflege benötigen. Ein deutliches
Zeichen für den Wegzug der jungen Generation, die die Alten
aber zurücklässt. Junge Frauen vor allem gehören
dazu, die auch ihre Kinder künftig in Stuttgart und München
bekommen, statt in Cottbus. Zwar können wir gerade
in der Saison und in der Ernte viele Frauen vermitteln, aber ob
der Verdienst dann zum Leben reicht, das bleibt fraglich,
räumt Kröning ein, der nicht selten erlebt, dass Bezieher
von Hilfen hier ganz genau abwägen.
Trotzdem, sagt die junge Sozialamtschefin, hätten die Ein-Euro-Jobs
vielen wieder auf die Beine geholfen. Gebraucht zu werden,
wieder unter Leuten zu sein - das ist ganz wichtig , erzählt
sie, auch wenn - genau wie bei Behinderten - die kurze Beschäftigung
und gewährte Eingliederungshilfen nur selten zu dauerhafter
Arbeit führen.
In welchen Branchen es denn noch Hoffnung auf Arbeit gäbe,
will Moderatorin Gabi Grube wissen. Technikberufe im IT-Bereich,
auch Gastronomie und Dienstleistungsgewerbe und ganz sicher auch
im sozialen Bereich, der sich um die Altenpflege bemüht,
schätzt Kröning ein. Und: Nicht hier bei uns in
der Lausitz, aber doch deutschlandweit!
|
|