Cottbus
(sp). Dass es in Cottbus einen Ausläufer des Forschungskonzernes
Fraunhofer-Institut gibt, wissen wahrscheinlich die Wenigsten.
Aber seit 2001 ist an der BTU das Fraunhofer Anwendungszentrum
Logistiksystemplanung und Informationssysteme angedockt.
Oder kurz ALI. Im Fraunhofer Institut wird alles auf drei
Buchstaben zusammengefasst, erzählt dessen Leiter Professor
Dr. Uwe Meinberg am Donnerstag auf dem PolitPiano-Podium. Gleichzeitig
führt er aber auch den Lehrstuhl für industrielle Informationstechnik
an der BTU.
Es gibt bei Fraunhofer zwei Klassen: Institute forschen, die Anwendungszentren
kooperieren mit der Wirtschaft und finanzieren sich durch Aufträge
- einer passgenauen Entwicklung für Wirtschaftsunternehmen.
Sonderfall Cottbus
Nur in Cottbus haben wir einen Sonderfall. Durch die Randlage
haben wir wenig Wirtschafts-Aufträge und dürfen deshalb
an Forschungsgeldern teilhaben, erklärt Prof. Dr. Uwe
Meinberg. In Cottbus liegt dabei der Schwerpunkt auf Logistiksystemen
und RFID-Chips, den elektronischen Etiketten.
Aber in den neuen Bundesländern oder gar Cottbus haben
wir so gut wie keine Aufträge. Die Firmen hier sind oft die
verlängerte Werkbank, die Zentralen und damit
die Entwick-lungskompetenz liegen meist in Westdeutschland .
Auch an der Universität gibt es wenig Ausgründungen.
Es liegt nicht so sehr an der Lehre oder den Studenten.
Ich vermute eher, das Professoren wenig Interesse haben, hier
eine Ausgründung zu starten erklärt der Professor.
Auf jeden Fall ist die Universität aber ein Wirtschaftsfaktor!.
Zukunftsfähige Felder
Aufgegeben hat der Institutsleiter die Region aber noch nicht.
Es gibt erste Anzeichen für einen Wandel, und eine
Menge Kompetenz ist ja da. Denn die sei die Grundlage für
eine weitere Entwicklung.
Zukunftsfähige Felder sind der Automobilbau und Energie,
die Ankerpunkte sind bereits gesetzt. Für den Fachmann ist
klar:In der Medizintechnik zum Beispiel fehlt dieser. Für
den Studiengang hat sich niemand eingeschrieben. Der Markt wird
durch Siemens beherrscht - da kriegen wir keinen Fuß in
die Tür schätzt Uwe Meinberg ein.
Dafür setzt er sich vor allem in der Automobilbranche ein.
Zusammen mit 12 Professoren und Automobilzulieferern entsteht
zur Zeit eine Forschungsinitiative zur Gründung eines Kompetenz-
und Transferzentrums. Mein Ziel ist es, hier ein gutes Image
aufzubauen, und die Region daran zu binden, so Meinberg.
Auch die Forschung des Fraunhofer Zentrums an den RFID-Chips trägt
dazu bei. Demnächst soll in Cottbus ein Testzentrum für
die Chips eingerichtet werden, bei dem die Anwendung in der Automobilproduktion
simuliert wird.
Spitzen-Wahl
Für die richtige Richtung müsste sich auch der neue
BTU-Präsident einsetzen Da gibt es durchaus Parallelen
zum OB-Posten. Beide legen die Leitlinien fest und lenken nicht
das operative Geschäft. Und sie müssen nach Außen
gehen und repräsentieren können, auch gegenüber
der Industrie! - Eine Aufgabe für BTU und Stadt gemeinsam.
Zum Beispiel könnten beide zusammen überlegen,
was aus dem COTEC Gebäude in Kolkwitz noch werden kann,
setzt sich Professor Uwe Meinberg ein.
Die Universität solle sich nicht zu weit von der Industrie
wegbewegen - darauf könne auch ein künftiger OB Einfluss
haben, sagt er zu Frank Szymanski, der intersssiert im Publikum
zuhört und viele Fragen zum Thema hat. Wir müssen
zeigen was wir haben. Alles hat erst Wert, wenn es bekannt ist
- auch eine Aufgabe der Wirtschaftsförderung, die nicht an
den Stadtgrenzen aufhören kann, sagt Meinberg.
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