Auf ihr Jäger,
sammelt Euch! Mit diesem Signal, geblasen von den Jagdhornbläser
der Jägerschaft Kahren, begann am Donnerstag im Presse-Café
DoppelDeck eine waidmännische Gesprächsrunde mit kulinarischem
Biss, die Jäger bis aus dem Oberspreewald-Lausitz-Kreis anlockte.
Zu Gast war nicht nur Jäger Michael Stein, der ein selbstgeschossenes
Wildschein zur Verkostung spendierte, sondern auch Landwirtschaftsminister
Dr. Dietmar Woidke, der hart daran arbeitet, in den Stand der
Jäger aufgenommen zu werden.
Schwere Hürden
Die Prüfung ist nicht ganz einfach, auch teuer - ein Grund,
warum vielfach der Nachwuchs in der Jägerschaft fehlt,
räumt der Minister ein, der für rund
12 000 Jäger in Brandenburg gesetzgebende Instanz ist. Gerade
bei dem schwierigen 50-Meter-Schuss auf den wechselnden Keiler
hakte es. Aber er will dran bleiben.
Jagdpassion und -latein
Nicht nur, weil mit Fachkenntnis bessere Entscheidungen getroffen
werden können, auch weil die Jägerei Freude macht. Das
kann Michael Stein nur bestätigen: Seit 2000 bin ich Jäger
aus Leidenschaft und gerade letzte Woche habe ich nach drei Jahren
Wartens meinen ersten Hirsch geschossen, schwärmt der
Naturliebhaber, den viele noch als Präsident des FC Energie
in Erinnerung haben. Das Brauchtum um die Jagd hält er für
einen wichtiges Bindeglied zwischen Mensch und Natur: Ich
habe mich verneigt vor dem herrschaftlichen Tier - Respekt vor
dem Leben gehört dazu! Und ab und zu jede Menge Jägerlatein,
das sich schon in der Waid-Sprache der Insider niederschlägt.
So fliegt das Rebhuhn nicht etwa davon, sondern es streicht
ab. Auch die Jagdhornbläserei greift tief aufs Brauchtum
zurück und so wird eine Woche nach Michael Stein erfolgreichem
Schuss nun vor dem DoppelDeck sein Hirsch nachträglich verblasen.
Mehr als Hobby
Auf ein Hobby will die Jägerschaft ihre Passion allerdings
nicht reduziert wissen, zu groß sind die Pflichten und Regularien,
denen sie unterworfen sind. Bei Wildunfällen sind sie gefragt,
auch mitten in der Nacht, die Instandhaltung und Errichtung von
Hochständen, die Hege und Einhaltung der Abschusspläne
- manches sprengt da den Rahmen bloßen Hobbyaufwandes. Rund
700 Jagdscheininhaber haben 2005 rund 20 000 Schalenwild im Spree-Neiße-Kreis
erlegt und damit entscheidend zum ökologischen Gleichgewicht
im Wald beigetragen. Und auch die Hygienevorschriften bei der
Fleischverarbeitung sind streng.
Naturschutz ganz vorn
Als den größten Naturschutzverband Brandenburgs bezeichnet
der zuständige Minister seine Jagdfreunde deshalb nicht zu
unrecht. Und sie stehen vor großen Herausforderungen: Der
Waldumbau erfordert ein Miteinander von Waldbesitzern und Jägerschaft,
die Landwirtschaft braucht funktionierende Jagdverbände für
die Sicherung der Erträge und: Der Wolf wird langsam wieder
heimisch in Südbrandenburg. Auch wenn wir das scheue
Tier nie zu sehen bekommen werden, müssen wir seine Existenz
akzeptieren, sagt Woidke und engagiert sich für die
zwei bereits nachgewiesenen Wölfe in der Nähe des Preschener
Flugplatzes. Die Natur unterscheide nun mal nicht nach Nützlich
oder Unnütz. Nur zusätzlich oder künstlich
befördern sollten wir seine Ansieldung nicht, ergänzt
Jäger Michael Stein.
Zünftig, typisch nach Jägerart, wird mit waidmännischem
Gesang um dem Wildbretschütz (siehe Kasten links)
geendet. Natürlich nur, um hinterher noch lange über
Wald- und Waidgeschichten zu plaudern...
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Waidmans Dank:
Das große und das kleine Hallali steuerten die Jagdhornbläser
der Jägerschaft Kahren - sämtliche in zünftigem grünen
Rock bei, mobil beheizt wurde das herbstliche Open-Air-PolitPiano
von Caravan-Krokor
Eine echte
Wildschwein-Leckerei, gebacken von der Bauernstube Heinersbrück,
bot Jäger Michael Stein (Foto 2, mitte) zum PolitPiano für
die Gäste, angerichtet mit Kraut und Klößen von
Spreewaldkoch Peter Franke (re.) und Co-Koch Uwe Hoßfeld.
Die Gäste gaben dafür 250 Euro für den Tierparkförderverein.
Es gab außerdem Gelegenheit, mit Landwirtschaftsminister Dr.
Dietmar Woidke (Foto 3, li.) über Wald und Flur zu reden |