Gallinchen
(GHZ). Die alte Dorfschule in Gallinchen lehrt wieder: Diesmal
nicht in Klassenbänken und an Tafeln, sondern mit Ausstellungsstücken
und Geschichtsdokumenten aus der fast 600jährigen Geschichte
des Ortes.
Heimat- und Geschichtsforscher Herbert Lehmann hat viele Stücke
zusammengetragen - von der Wäscherolle bis zur Uniform. Viele
Dinge kamen auch von den Gallinchenern, sagt er und er hat
sorgfältig ausgewählt, ich wollte, dass wirklich
das Leben der Gallinchener widergespiegelt wird!. Fotos
der historischen Gast-häuser und Mühlen zeugen vom rasanten
Wachstum des Ortes im 18. Jahrhundert. Die Ausflugsgegend an der
Spree hielt viel auf sich und nannte sich damals Luftkurort. Spreefischerei
und Ackerbau auf den saftigen Auen der Spree - das war der Broterwerb
der Siedler hier. Vereinsleben, Schulgeschichten und das Leben
der Sorben im Ort - all das lässt sich nicht nur an Dokumenten,
sondern allerlei Alltagsgegenständen gut nachvollziehen.
Rund 200 Jahre brauchte es, bis aus 106 Einwohner im Jahre 1763
dann 1060 im Jahre 1989 geworden waren. 200 Jahre für eine
Null - heute gehört der Ortsteil zur 100 000-Einwohnerstadt
Cottbus und hat (wenn man so wollte) schon die nächste Null
geschafft. Und mit der Eingemeindung kam nicht nur Enttäuschung:
Wir haben von der Stadt Cottbus viel Unterstützung
erfahren für dieses Museum und für viele andere Projekte,
wie die Kita oder das Schloss, betont Ortsbürgermeister
Matthias Schulze. Trotzdem, sagt er, ist es wichtig, die dörfliche
Identität zu wahren. Dazu kann das neue Ortsteilmuseum sicher
beitragen. Ein Raum ist für wechselnde Ausstellungen reserviert.
Erste Exponate stellt hier zur Zeit der Zirkel für künstlerische
Textilgestaltung aus, einer von zehn Vereinen des Ortsteils.
Geöffnet ist immer mittwochs von 15 bis 18 Uhr.
|
Herbert Lehmann (re.) erläutert den ersten Gästen die
Geschichte des Ortes Gallinchen, das 1421 als Golin
erstmals urkundlich erwähnt wurde, derweil im Nebenraum über
dekorativen gefilzten Fensterschmuck gefachsimpelt wird
Fotos: Gabi Grube
|