Cottbus
(h). Wenn sich der Pulk drängelt, Schiffe im Hafen, Kirchtürme
und ganze Stadtsilhouetten fotografiert, steht Ullrich Wallenburg
mit seiner feinen Digitaltechnik abseits, richtet die Optik auf
ein glänzendes Stahlseil vor unheimlich blauem Himmel oder
makroformatig auf die bröselnde Kante eines maroden Werbeschildes.
Der anderen Sicht gilt seine fotografische Ambition,
und heraus kommen Bilder, wie wir sie aus der Malerei erwarten:
Flächen, Linien, Raster, Schatten und Licht, viel Blau und
warmes Braun, selten Räumliches und nur ausnahmsweise weiche
Konturen. Was Wallenburg sieht und zu Bildwerken komponiert, ist
schon menschliches Werk; meist bauliche oder dekorative Details,
selten reine Natur, vom stets wolkenlosen Himmel einmal abgesehen.
Seit etwa einem Jahrzehnt ist der gelernte Fotograf, ausgerüstet
mit profundem Wissensschatz eines studierten Journalisten und
Kunstwissenschaftlers, zurückgekehrt zu seinem Handwerk.
Dass er sich in der Mitte seiner Schaffensjahre mit Konzeptionen
für Kunstausstellungen und der wissenschaftlichen Betreuung
der Cottbuser Fotografie- und Plakatsammlung befasste, spürt
sich heute aus der konstruktivistischen Bildsprache.
Ullrich Wallenburg, in Merseburg geboren, in Halle gewachsen und
in Cottbus gereift (bis 1993 stellvertretender und zuletzt amtierender
Direktor der Staatlichen Kunstsammlungen), hat, wie es die Spannung
seiner Bilder erahnen lässt, viel zu erzählen über
die Kunst und das Leben. Darum und um persönliche Sichten
geht es in der Reihe Künstlerstammtisch im DoppelDeck,
die nach kurzer Sommerpause am kommenden Montag fortgesetzt wird.
Ein Einblick in das Werk zwischen Visualismus und Konkret
wird auf dem neuen Flachbildschirm des Hauses zu sehen sein, der
bereits für die erste Fußballübertragung am kommenden
Freitag aufgestellt ist.
*Künstlerstammtisch mit Jürgen
Heinrich und Ullrich Wallenburg, Mo, 7. August, 20 Uhr. Flötenmusik
Ines Krüger, freier Eintritt
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Farbfotografien
in anderer Sicht. Im Uhrzeigersinn von oben links: Fassade in Erfurt,
Druckzone Cottbus, Hoteleingang Dubau, Treppe in Pollenta. Arbeiten
aus den Jahren 2001 bis 2003 |