Cottbus
(h). Sieben Kunstausstellungen in sieben Häusern - das
kottbus-kunst - Projekt zum Stadtjubiläum ist ohne Beispiel.
Seit dem 15. Mai gibt es eine Übersicht über die Entwicklungen
der Kunst in dieser Stadt, die weit gefasst ist. Von der frühen
Grabplatte reicht die Werkschau bis zu Beispielen avantgardistischer
Architektur. Eingeschlossen sind Malerei, Grafik, Plastik, Fotografie
und Kunst am Bau, aber auch Gartengestaltung, die nicht bei Pückler
endet, wenn wir an Joachim Scherzer, Karl-Heinz Reiche, Otto Rindt
oder Helmut Rippel denken, die den Ruf von Cottbus als grüner
Stadt mitgeprägt haben.
Ob sich der riesige Aufwand lohnt, an einem Ort, der bekanntermaßen
nicht sonderlich kunstbesessen ist, sieben so anspruchsvolleArrangements
gleichzeitig zu zeigen, bleibt später zu bewerten. Die Resonanz
an den einzelnen Orten ist augenblicklich eher verhalten. Dabei
sind die Themen gut definiert und die Orientierung damit gesichert:
Aktuelle Kunst seit 1990 zeigt das Kunstmuseum Dieselkraftwerk
Cottbus in der Spremberger Straße. Mit den Aufbrüchen
der 1980er Jahre befasst sich die Galerie Haus 23 in der Marienstraße.
Im Stadtmuseum, in der Bahnhofstraße, sind eng beieinander
und reichlich wie nie, die Kunst und die Künstler von 1800
bis fast in die Gegenwart vertreten. Carl Blechen und die Brandenburger
Landschaft ist das Thema der Ausstellung im Schloss Branitz, während
sich das Wendisches Museum mit Fotografie der sorbischen Autoren
befasst. Kunst am Bau und im öffentlichen Raum sind im Neuen
Rathaus in der Berliner Straße zu sehen, während das
Technische Rathaus die Gartenkultur und die Kunst im Park präsentiert.
Was zur Eröffnung noch fehlte, ist jetzt in beachtlicher
Qualität erschienen: Das Buch zur Ausstellung.
Nicht in sieben, sondern acht Kapitel ist es gegliedert, weil
es mit einem interessanten Abriss der Kunstentwicklung von der
Stadtgründung bis in die Gegenwart beginnt. Autor Herbert
Schirmer spürt dabei sehr sorgfältig dem bürgerschaftlichen
Engagement für die Dinge der Kunst nach, befasst sich aber
dann doch im Schwerpunkt mit dem Schaffen nach 1945 und der "Weite
und Vielfalt" in der Kunst der 1970er Jahre, in denen viele
Absolventen der Kunsthochschulen durch staatliche Lenkung in die
Lausitzer Energielandschaft kamen.
Aktuelle Kunstpositionen runden das Bild der Jubiläumsbetrachtung
ab: 50 Künstler etwa leben heute in und um Cottbus; da hat
sich statistisch nicht viel verändert seit den 1980er Jahren,
merkt Jörg Sperling an. Jedoch existiere ein lebendiges Netz
von Veranstaltungsorten und Aktivitäten, "das entwicklungsfähig
scheint." Die Macher von "kottbus-kunst" möchten
dazu gern Impulsgeber sein. Das vorliegende Buch, großzügig
gefördert von der Ostdeutschen Sparkassen-Stiftung im Land
Brandenburg gemeinsam mit der Sparkasse Spree-Neiße, scheint
dafür geeignet.
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Kunst in
Cottbus: Altes Rathaus von Alfred Janigk. Der Maler ist 1889 in
Koschendorf geboren, studierte an Akademien in Berlin und München
und war freischaffender Maler in Cottbus. Er starb 1968 in Gelsenkirchen
Die neue
Generation: Manuel Sambo Richter "NGingangi" 1999
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