Cottbus
(gg). Rund 250 Cottbuser hatten am Donnerstag den Weg zum 1. Bürgerforum
der Initiative zur Abwahl von Karin Rätzel gefunden
und wollten von den Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung
hören, wie es nach einer möglichen Abwahl weitergehen
soll.
Gut eineinhalb Stunden lang führten die Fraktionschefs einzeln
aus, wie es zum Zerwürfnis zwischen Stadtverordneten und
der Verwaltungschefin gekommen war.
Marion Hadzik (CDU) bemängelte Rätzels Unfähigkeit,
als Kapitän die Mannschaft der Stadtverordneten hinter sich
zu bringen. Eberhard Richter, parteiloser Fraktionschef der Linken.PDS
erklärte, seine Fraktion sei vor allem von Bürgern gedrängt
worden, eine Abwahlentscheidung herbei zu führen. Reinhard
Drogla (SPD) beschrieb die letzten Wochen als schwierig für
seine Partei, weil enge Beziehungen aus Rätzels ehemaliger
Mitgliedschaft bestünden, die den Prozess menschlich
kompliziert gemacht hätten. Für den Bürgerentscheid
spreche aus seiner Sicht die Tatsache, dass in europäischen
Ländern Amtszeiten von vier bis fünf Jahren üblich
seien, die eine Neuorientierung früher ermöglichten.
Sven Pautz, Fraktionschef der AUB, sprach von einer für seinen
Verein leichten Entscheidung, die vor allem aus dem Unmut der
Bürger gespeist wurde. Die hätten das Erscheinungsbild
der Stadt kritisiert. Dafür mache seine Fraktion vor allem
die Oberbürgermeisterin verantwortlich. Joachim Weißflog
(Bü.90/Die Grünen) hielt Karin Rätzel vor, entscheidende
Kräfte in der Stadt nicht auf einen Nenner gebracht zu haben.
Das Gespräche mit Kammern, Hochschulen und dem umgebenden
Kreis wären an ihrer Blockade gescheitert. Matthias Schulze
(FDP) lastete der Oberbürgermeisterin an, die Investitionen
in der Stadt zu vernachlässigen und beklagte, städtische
Betriebe seien zu spät verkauft worden. Marianne Spring (Frauenliste)
warf Karin Rätzel vor, Bürgerfragen zur Stadtwerkeproblematik
nicht beantwortet zu haben. Sie machte die Rathauschefin dafür
verantwortlich, dass die Arbeitslosenquote in der Stadt immer
noch zu hoch ist.
Fragen der Bürger wurden im Anschluss angehört, zuweilen
auch kurz beantwortet. Weitestgehend ohne Antwort blieben die
Fragen nach der Mitverantwortung der Stadtverordneten und Dezernenten
und die nach Alternativen zum Stadtwerke-sanierungskonzept. Letzteres
soll beim 2. Bürgerforum am
20. Juni Hauptthema sein.
Ohne, dass die Alternativkandidaten für das OB-Amt selbst
zu Wort gekommen wären, wurden sie am Ende namentlich vorgestellt.
Dabei ließ CDU-Kreisverbandschef Michael Schierack offen,
ob Wolfgang Bialas tatsächlich als Kandidat ins Rennen gehen
wird: Es gibt viele Geeignete - er ist nur einer von ihnen.
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