Cottbus
(sp). Mit neugierigen Blicken schaute Steffen Reiche auf den ganz
besonderen Ort des 208. Politpianos. Hoch über der vierspurigen
Straße ließen die zwei langen Glaswände den Blick
in Richtung Innenstadt und gegenüber nach Sandow frei. Keine
Grenze verläuft hier, eher eine Vermittlung zwischen zwei
Stadtteilen.
Vermitteln - das ist auch Aufgabe von Steffen Reiche. Zwischen
den Sorgen und Anregungen der Menschen in der Lausitz und den
Mühlen Berliner Politik - eine Aufgabe, die nicht immer leicht
fällt.
Zum einen gibt es die Bürgersprechstunden, wo oft über
Harz IV gesprochen wird. Für Steffen Reiche leidet das Gesetz
eher am Vermittlungsproblem, denn es erfülle
eine alte SPD-Forderung nach einer Grundabsicherung.
Zum anderen bereist der Abgeordnete jedes Jahr mindestens einmal
jede Verwaltung. Just an diesem Tag hat er seine Runde der Amtsantritte
in Drebkau bei Bürgermeister Harald Altekrüger beendet.
Ungewöhlich für einen Bundestagsabgeordnten. Dort informiert
er sich über den Stand der Stadtentwicklung und über
die vielen Probleme, die in Berlin weit weg sind.
Vermittlelt werde auch viel in Berlin - zwischen CDU und SPD.
Zum Beispiel bei der Gesundheitsreform, die überall heiß
diskutiert wird.- Wir lernen von der CDU mehr Wettbewerb
und sie von uns, dass Solidarität gewahrt sein muss - eigentlich
ein Segen meint der Abgeordnete zur Koalition und ist zuversichtlich,
unserer gutes Gesundheitssystem zukunftssicher
zu machen. Grundlage dafür sei zunächst die Förderalismusreform.
Dort liegen die Vermittlungs-Probleme im Bildungsbereich. Vielleicht
können wir fünf Änderungen abtrotzen - mehr wird
nicht gehenschätzt er ein. Aber zustimmen werde er,
betont er immer wieder: Sonst hätten wir im Sommer
keine Regierung mehr.
Viel Verantwortung liegt auf den Schultern der Abgeordneten. Erst
in dieser Woche warnte der VBB vor den drohenden Kürzungen
der Regionalisierungsmittel - 15 Prozent bis 2010 weniger Geld
für die Region- alverbindungen. Nach einem Schwarzszenario
würde auch von und nach Cottbus jeder zweite Zug wegfallen.
Steffen Reiche sieht es etwas anders: die Länder hätten
zu oft auf die Bahn gesetzt - und müssen dies nun teuer bezahlen.
Bei mehr Wettbewerb auf der Schiene könne man auch mit weniger
Geld die Verbindungen aufrechterhalten.
Zum Schluss gab es noch eine Überrschschung: Steffen Reiche
stellte seine Hörbuch-CD vor - Geschichten um die Geschichte
von Cottbus. Mit seinem Beitrag zur 850-Jahrfeier hofft er, viele
Zu-Höhrer in Cottbus und Umgebung zu gewinnen.
Nach dem offiziellen Teil der Veranstaltungen suchten noch viele
Besucher den persönlichen Kontakt zum Politiker - eine Vermittlung,
die funktioniert.
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Dicht saßen
die Gäste im Glasgang des Osttores, um Steffen Reiche zu
lauschen, auch wenn die Aufmerksamkeit mit dem interessanten Ausblick
auf die Franz-Mehring-Straße konkurieren musste. Unter dem
Podium rasten Autos, Spaziergänger hielten an und staunten
- ein neuer Cottbus-Ort mit viel Charme und Perspektive
Foto: Stephan Pönack
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