Cottbus
(gg). 34 Sendungen im lokalen Fernsehsender LTV - 34 Gespräche
vor der Kamera mit Sachsendorfern aller Altersklassen und Berufsschichten
- das ist der große ideelle Schatz, den das Projekt Stadtteilgespräche
innerhalb der Initiative Lernende Lausitz in dreieinhalb
Jahren angehäuft hat. Die Initiatoren unter Prof. Karl-Heinz
Himmelmann von der Fachhochschule Lausitz luden am Mittwoch zu
einem Resümee ins Lehrgebäude 10 der FHL ein. Rund 20
Sachsendorfer folgten der Einladung und äußerten sich
teilweise sehr konkret zum Wandel im Stadtteil.
Unwidersprochen blieb die Feststellung, dass der Stadtumbau das
Image der Plattenbausiedlung verbessert hat. Nicht selten
hat man es sogar mit Neid zu tun, denn soviel Geld, wie für
Sachsendorf wird es für Neuschmellwitz nicht mehr geben,
stellt Stadtteilmanager Dr. Ralf Fischer fest. PDS-Stadtverordneter
und Stadtteilbewohner Eberhard Richter freut sich über die
Ergebnisse einer Befragung für die Freiwilligenagentur: In
drei bisher befragten Straßen des Stadtteils fanden sich
32 Bürger, die gern ehrenamtlich im Stadtteil mitwirken wollen
- ein riesiges Potenzial, das wir nutzen wollen! Die Bereitschaft,
kleiner werdende Geldtöpfe zu teilen und vereins- übergreifend
zusammen zu arbeiten, sei in keinem Stadtteil so groß wie
im Süden, unterstreicht auch Fischer. Ähnliche Erfahrungen
haben auch die anwesenden Bürger: Hausgemeinschaften finden
sich wieder, man rückt zusammen. Wer hier wohnt, will gern
bleiben. Es ist alles da - Straßenbahn, Einkaufsgelegenheiten,
Schulen, Kitas, viel Grün - das haben auch Familien erkannt
und ziehen hierher, bestätigt Karin Deubach, Kita-Mitarbeiterin.
Dennoch: Kritik gab es an mangelnder Ordnung und Sauberkeit, Hundekot
auf Spielwiesen und fehlendem Respekt vor Grünanlagen und
Bäumen.
Und an der Attraktivität des Boulevards Gelsenkirchner Allee.
Die ehemalige Aufmarschstrecke Leninallee ist nach Meinung der
Bürger auch nach dem Umbau noch nicht gastlich und grün
genug. Außerdem: Niemand hat Lust dort zu schlendern,
es fehlen Kleidergeschäfte für Jung und Alt, mindestens
ein Schuhgeschäft und warum gibt es kein Eiscafé?,
beklagen übereinstimmend die Anwesenden. Den Vögeln
wurden die Sträucher zum Nisten weggenommen, auch den Menschen
täten Sicht- und Lärmschutzhecken gut, sagt Rudi
Schneider.
Den Vorwurf, es gäbe im Vorfeld von Planungen zu wenig Mitsprachemöglichkeit
für Bürger, müssen beide anwesende Stadtverordnete
zurückweisen: Wie oft sitzen wir in Ausschüssen
und bei Informationsabenden mit einer Hand voll Interessierter
da - die meisten Bürger wachen erst auf, wenn der Bagger
da steht!
Die Sachsendorfer hätten erst Sicherheit gebraucht, ob denn
der sich wandelnde Stadtteil überhaupt ihre Heimat bleiben
könne, relativiert Claudia Trojan, die in Sachsendorf das
SOS-Beratungszentrum leitet. Für viele ist das erst jetzt
klar geworden.
In den nächsten Wochen werden 500 Sachsendorfer telefonisch
zu ihrem Stadtteil befragt. Unter www.lernende-lausitz.de sind
bald die Ergebnisse der Stadtteilgespräche nachlesbar.
|
|