Cottbus
(gg). Das hat für Aufregung gesorgt: Ab Juli wird das Trinkwasser
teurer. Jeder Haushalt zahlt eine Grundgebühr von 8 Euro,
das trifft vor allem Wohnungsmieter in großen Wohnblöcken
mit rund 96 Euro mehr im Jahr hart, auch wenn der Kubikmeter-Preis
um 6 Cent billiger wird.
Wir haben als Wasserversorger rund 85 Prozent feste Kosten.
Auch wenn wir im letzten Jahr rund 5 Prozent weniger Wasser verkauft
haben, bleiben die konstant, erklärt der kaufmännische
Geschäftsführer Reinhardt Beer die Misere, die ihren
Ursprung in der Abwanderung und im Stadtrückbau hat.
Die gut 144 000 zu versorgenden Kunden verbrauchen heute jeweils
nur noch 89 Kubikmeter im Jahr. 1990 waren es noch 150 000 Kunden
mit 200 Kubikmetern Verbrauch.
Sechseinhalb Jahre hat die Gesellschaft deshalb ohne Preiserhöhungen
gespart: Die Instandsetzungsrate lag zum Schluss noch bei 0,3
Prozent. Zwei Prozent sind nötig, weiß
der technische Chef des Unternehmens Jens Meier-Klodt. Rund 15
Prozent Rohrverluste sind das Fazit - gerade in der Stadt sind
Leitungen marode, die Sanierung aufwändig und teuer, wie
zur Zeit an der Schillerstraßenbaustelle zu sehen.
Im Aufsichtsrat wurde hart um die Preiserhöhung gerungen
- sowohl die Stadt (mit 50,1 Prozent Anteilen) als auch die Umlandgemeinden
Neuhausen, Kolkwitz und Burg (mit 21 Prozent Anteilen) haben sich
auf die neue hohe Grundgebühr geeinigt. Vorbilder dafür
gibt es bereits in Senftenberg, Spremberg und Guben. Sie
ist einfach gerechter - bislang zahlten die Einfamilienhausbesitzer
den vielfach höheren Preis und Mißbrauch gab es vor
allem dort, wo über einen Zähler viele Wohneinheiten
versorgt wurden, sagt Beer. Sozialverträglich
würde ich heute dazu nicht mehr sagen, entschuldigt
sich offiziell Meier-Klodt, Ich weiß, dass wir unseren
Kunden damit viel zumuten, aber wir müssen an die Zukunft
im Unternehmen denken! Immerhin gäbe es auch Nutznießer,
die heute weniger zahlen - vor allem Bewohner von Einfamilienhäusern.
Protest erhebt sich dagegen nicht nur von empörten Mietern,
sondern auch von Vermietern, die künftig die Kosten umlegen
müssen. Wir wollen die Kalkulation sehen - das kann
man bei einseitiger Vertragsänderung fordern!, reklamiert
ein betroffener Gast und hat damit keinen Erfolg, denn, so sagt
Reinhardt Beer; Wir können Geschäftsgeheimnisse
nicht preisgeben, solange Konkurrenz droht! Welche das sei,
will ein anderer Gast wissen. Wir sind keine Monopolisten!
So wie wir Wasser gern auch in anderen Gebieten verkaufen wollen,
droht auch uns ein Wettbewerb in vielen Bereichen, meint
Beer.
Und es drohen noch mehr Kosten: Weitere 4 000 Wohnungen sollen
abgerissen werden. Kosten für Leitungsrückbau in der
Erde werden noch immer nicht gefördert. Die Preise sollen
dennoch bis 2012 stabil bleiben, verspricht Beer.
Wir sollten darüber nachdenken, uns bei weniger Verbrauch
auch von teuren Anlagenteilen dauerhaft zu trennen, fordert
Mieterbundschefin Kerstin Kircheis aus dem Publikum und erntet
nachdenkliches Nicken sowohl aus dem Publikum als auch vom Podium.
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Jens Meier-Klodt
und Reinhardt Beer, Geschäftsführer der LWG, ärgern
sich über den Vorwurf, monopolistische Entscheidungen zu treffen:
Wir stehen schließlich andererseits in der Pflicht,
alle qualitätsgerecht und sicher zu versorgen!
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