Cottbus
(gg). Michael Stübgens Wahlkreis liegt im Elbe-Elster-Land,
aber er versteht sich als Sprecher für die Lausitz. Als Landesgruppenvorsitzender
für alle Brandenburger CDU-Abgeordneten in Berlin hat er
schließlich nur vier Seelen zu koordinieren. Das wollen
wir natürlich möglichst ändern, lächelt
er zuversichtlich und hat in den letzten Monaten mehr denn je
gelernt, sich Verbündete jenseits der Parteigrenzen zu suchen.
Die noch ungewohnte Große Koalition befördert das Erkennen
von Gemeinsamkeiten, wo früher auch regional Wahlkampfgezänk
nur schwer verziehen wurde.
Für ein Biomassezentrum in Cottbus hat er gemeinsam mit allen
Brandenburger Abgeordneten eine Resolution unterschrieben, gibt
ihr dennoch wenige Chancen auf Erfolg. Da hätte uns
die Landesregierung mehr unterstützen sollen - Sachsen hat
es uns vorgemacht!, kritisiert er. Leipzig ist immer noch
haushoher Favorit auf die Ansiedlung des Forschungszentrums, in
das auch die EU viel Geld geben will.
Als europapolitischer Sprecher seiner Fraktion ist die EU sein
Hauptaktionsfeld. In Wien sprach er diese Woche über die
Chancen beim Bürokratieabbau. Und er erinnert sich noch heute
an manchen Disput mit seinem Vorbild Helmut Kohl: Wir beide
haben Anfang der 90er darüber gestritten, ob die baltischen
Staaten mit zu Europa kommen sollen - dass es heute so gekommen
ist, rechne ich auch ein wenig mir zugute!, sagt er für
seine sonst sehr sachliche Art etwas zu unbescheiden.
Die Große Koalition und ihre vielfach unbeliebten Reformpläne
fordern auch in seinem demografisch und wirtschaftlich benachteiligten
Wahlkreis sein ganzes Überzeugungsvermögen: Ein
Mindestlohn würde unserer Region helfen, sagt er und
erklärt: Unternehmer, die ihn nicht zahlen können,
sollten für ihre Mitarbeiter direkte Lohnzuschüsse bekommen
- das stärkt die Kaufkraft und schützt vor billigen
Arbeitskräften aus Polen! Dass wir Zuwanderer aber
eher als gedacht brauchen werden, um den Fachkräftebedarf
zu decken, daran lässt er keine Zweifel: Wir sollten
den Weg für Azubis aus Polen öffnen, ermutigt
er, Der Mittelstand in der Lausitz hat das schon begriffen!
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MdB Michael
Stübgen lernte in Berlin Maurer, studierte später Theologie
und sitzt seit 1990 für die CDU im Bundestag. Reformen
kann man auch verhunzen, sagt er nach langen Jahren in der
Opposition. Jetzt sieht er gute Chancen manche Reform sinnvoller
und stabiler durchzusetzen Foto: S.P.
Zur Person:
Michael Stübgen geboren 17.10.1959, evangelisch; zwei
Kinder, Ausbildung als Baufacharbeiter, 1981 bis 1987 Studium
der Theologie in Berlin und Naumburg, 1987 1. theologisches Staatsexamen,
1989 2. Staatsexamen. Entsendung in die Parochie Großthiemig/
Brößnitz und Hirschfeld.
Mitglied der CDU seit 1990, seit 1999 Kreisvorsitzender der CDU
Elbe-Elster.
Mitglied des Bundestages seit 1990; seit November 2005 Vorsitzender
der Arbeitsgruppe Angelegenheiten der Europäischen Union
der CDU/CSU-Fraktion; Vorsitzender der Landesgruppe Brandenburg
der CDU/CSU-Fraktion.
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