Cottbus
(gg). Rein wissenschaftlich ist es schnell erklärt: Ein Leitbild
für eine Stadt ist die Vorstellung ihrer machbaren Zukunft.Je
kürzer und prägnanter - desto besser. Und es muss Richtschnur
sein für alle, die im Sinne der Stadt Entscheidungen treffen.
Mit dieser rationalen Sicht hat es Marketingexperte Prof. Jürgen
Tauchnitz (FHL) besser als seine Podiumspartner im PolitPiano-Talk,
denn Oberbürgermeisterin Karin Rätzel und Kulturstiftungssprecher
Wieland Eschenburg sind da ungleich emotionaler dabei. Eine
erste Selbstkontrolle in der Verwaltung hat Ernüchterndes
zutage gefördert, räumt die Stadtchefin ein, die
unbeeindruckt einem Abwahlantrag am Vortrag voll ins Thema steigt.
Es kommt darauf an, dass auch die Verwaltung im täglichen
Tun diese Ziele noch besser verinnerlicht! Die Vorgabe ist
auf rund 12 Seiten formuliert, 100 Ehrenamtliche hatten sich seit
2002 auf diese Fassung geeinigt (unter www.cottbus.de unter Bürger,
Oberbürgermeisterin, Reden und Berichte). Nicht kurz
genug - zuviel Unwesentliches dabei - ich weiß nicht, wofür
Cottbus stehen soll, provoziert Tauchnitz, der an der Erarbeitung
beteiligt war. Seitdem sei nicht weiter verdichtet worden, beklagt
er. Einzig der Spreewald taugt letztlich in seinen Augen zu einer
Marke, von der Cottbus profitieren könnte. Ein Gastgeschenk
in Form eines kulinarisch verzierten Kohlkopfes schmückt
den Podiumstisch - der Spreewald ist im Publikum reichlich und
prominent vertreten. Da ist Tourismusvereinschef Eschenburg ganz
bei ihm. das zeigte auch die ITB - wir wären bescheuert,
den Spreewald nicht zu nutzen, sagt er rustikal. Schwer
für alle anderen Leuchtürme, dahinter zurückzustecken
- Staatstheater, Kunstsammlungen, Energie Cottbus oder die Hochschulen.
Das fachlich hoch interessierte Publikum kann das nachvollziehen,
dass das Leitbild keine statische, eher eine dynamische Sache
wäre, wirft dann auch ein Zuhörer ein, noch ehe das
Podium das klären kann.
Das Thema ist geeignet viel Gutes aus der Heimatstadt in den Ring
zu werfen: Messe- und Kongresskompetenz, Sportspitzen und Schulelite.
Auch den innerstädtischen Handel zum Beipiel, für den
Karin Rätzel sehr kämpferisch in die Bresche spingt,
als Prof. Tauchnitz die Defizite beim Einkaufserlebnis schonungslos
beklagt.
Wichtig ist bei der Weiterentwicklung des Leitbildes - wir
müssen klar machen, dass wir jede noch so verrückte
Idee anhören und nicht vor der Prüfung verwerfen,
wirbt Wieland Eschenburg für mehr Akzeptanz. Das Thema duldet
keinen Aufschub - die Potsdamer Landesregierung fordert eindeutige
Leitbilder für die Wachstumskerne des Landes noch in diesem
Jahr. Bis Mitternacht wurde an den Tischen weiterdískutiert.
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Gespannt hörten
die Experten Wieland Eschenburg, Karin Rätzel und Prof. Jürgen
Tauchnitz (v.l.) die inhaltsreichen Wortmeldungen aus dem Publikum.
Eine solche lag auch vor ihnen: Kohlkopf, Kräuter, Schinken
und Knacker. Wir sollten unser Süppchen gemeinsam kochen
- nicht jeder für sich, wollte Spreewaldwirt Peter Franke
damit ausdrücken Foto:
Stephan Pönack |