Cottbus
(gg). Ein politisches Thema sei der Wald allemal, sagt der Cottbuser
Oberförster Arne Barkhausen, Herr über rund 14 000 Hektar
Wald in Cottbus und Umgebung, am Donnerstag auf dem PolitPiano-Podium.
Immerhin beschäftigt sich ein Ministerium mit unserer grünen
Lunge - dem ist Oberförster Barkhausen auch direkt unterstellt.
Ebenso wie dem Innenministerium, denn wie die Polizei hat auch
die Forstbehörde Vollmachten, wenn es um die Durchsetzung
der Waldrechte geht. Mitsprache der Kommunen in Sachen Wald gibt
es nur, wenn sie auch Eigentümer ist. Das aber ist Cottbus
nunmehr immer seltener. Rund 600 000 Euro hat die Stadt durch
Waldverkäufe eingenommen - 1 000 Hektar vor allem um Kolkwitz
sind in Privathand gegangen. Vor allem die neuen Eigentümer
profitieren nun auch vom neuen Marktwert des Holzes, denn Öl-
und Gaspreiserhöhungen haben die Nachfrage in die Höhe
schnellen lassen. Trotzdem werden erst zwei Prozent des Brandenburger
Holzes genutzt.
Ab 150 Hektar Waldeigentum ist jedem Besitzer mit Jagdschein außerdem
die Privatjagd erlaubt. Deshalb sind die meisten Kaufangebote
genau auf diese Größe zugeschnitten, erklärt
Barkhausen. Der Preis ist fast unverschämt: Mit 60
Cent pro Quadratmeter wird der Wald einfach zu billig verkauft!
Aber es hängen auch nicht unerhebliche Pflichten am Waldbesitz:
Versicherungen, Grundsteuern, Abgaben an den Bodenverband und
Berufsgenossenschaft und bei Schädlingsbefall auch die Befliegung
mit Chemikalien - all das muss er schultern.
In diesem Frühjahr allerdings bleiben die Chemiehubschrauber
am Boden. Die obligatorischen Zählungen und Beobachtungen
haben gezeigt, die gefürchtete Nonne, ein Schädling
aus der Schmetterlingsfamilie, ist eingedämmt. Dafür
gibt es andere Gefahren: Der Eiche fehlen die Niederschläge,
das reichlich vorhandene Wild verbeißt die jungen Triebe.
Vor allem das Schwarzwild frisst sich auf den Maisfeldern eine
Gesundheit und Vermehrungslust an, die zu Überbeständen
führt. Mehr Wildbret auf Lausitzer Tellern ist deswegen nicht
nur eine kulinarische Empfehlung des Oberförsters, sondern
auch eine hintersinnige. Das Ansitzen auf die Frischlinge ist
manchem Jäger unterdessen schon fast zur Last geworden. Die
Rückkehr des Wolfes (im Publikum will jemand schon nahe an
der Stadt Spuren gesehen haben), käme manchem Förster
nicht ungelegen.
Denn: Der studierte Waldfachmann ist von der Selbstheilungskraft
der Natur überzeugt und will möglichst Vieles unreglementiert
lassen. Man sieht es an den Kastanien - jedes Jahr treiben
sie trotz Miniermotte gesunde Blätter - krank werden sie
erst durch ihre Umwelt!
Ein gesunder Mischwald sei die beste Profilaxe: Stück für
Stück wird unser Kiefernwald mit Eichen, Ahorn und Birken
unterpflanzt. Dort wo die Bergbaurekultivierung in das Aufbringen
lehmiger Böden investiert hat, ist mehr möglich als
anderswo.
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Der Wald rund um Cottbus liegt dem Publikum im Presse-Café
DoppelDeck am Herzen. Fragen an Oberförster Arne Barkhausen
gab es nach Elstern und Eichelhähern, nach Baumfällungen
an der Spree, nach leerstehenden Forsthäusern und vielem
mehr Foto: Stephan Pönack
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