Cottbus
(h). Der Prophet Jeremia riet den nach Babel Strafversetzten von
Jerusalem aus: Suchet der Stadt Bestes, denn in ihrem Wohle liegt
auch euer Wohl. Diese Idee aus dem Alten Testament der Bibel war
die Leitformel in einem bewegenden Festgottesdienst für die
850-jährige Stadt Cottbus, zu dem die Oberkirche St. Nikolai
vergangenen Sonntag Christen der verschiedenen Konfessionen und
Gäste eingeladen hatte.
Superintendent Matthias Blume erinnerte: Stadt und Kirche waren
und sind immer verwoben; so ist das Jubiläum der Stadt auch
das dieses kirchlichen Ortes. Der katholische Bischof Rudolph
Müller erwähnte gute und böse Zeiten und führte
dabei die Gedanken bis in jüngere Geschichte, als Cottbus
viele tausende Heimatvertriebene aufnahm. Manche von ihnen blieben,
weitere kamen später, und diese wie jene begaben sich wohl
auf der Suche nach dem Besten der Stadt - im Gebet oder auch in
anderen Motivationen.
Deutlich wie selten war in diesem Gottesdienst, seinen Gebeten
und seinen Liedern, zu spüren, wie selbstverständlich
sich Sorben und Deutsche immer diesen Lebensraum teilten.
Bischof Dr. Wolfgang Huber, Ratsvorsitzender der Evangelischen
Kirche in Deutschland, griff das Symbol des Krebses, eines Geschöpfes
von außergewöhnlichem Freiheitsdrang, auf und relativierte:
Tausend Jahre sind vor Gott wie ein Tag. Auch menschliches Heute
berühre eine Zahl wie 850 nicht unmittelbar, zumal die Cottbuser
schon 1830 ihre 900-Jahr-Feier begingen - irrtümlich. Was
werde sein, wenn Cottbus tatsächlich 900 Jahre alt ist? Bischof
Huber lenkte die fürsorglichen Gefühle der Zuhörenden
auf die Generation, die diese Feier dann gestalten darf, die jetzt
aufwachsenden Kinder. Im Glauben sieht er die Zukunftskraft, weniger
in statistischen Berechungen oder noch so kühnen Kalkulationen.
Viele Cottbuser füllten die Oberkirche, auch Oberbürgermeisterin
Karin Rätzel und Stadtverordnetenvorsteher Michael Wonneberger
waren darunter. Es musizierten der Bläserchor des Kirchenkreises,
der ökumenische Kirchenchor und eine sorbische Vokalgruppe
in verschiedenen Trachten.
|
Festtags-Glockenklang
für die Stadt Cottbus. Die grösste und kunstgeschichtlich
wertvollste Glocke von Cottbus hängt in der Oberkirche. Sie
ist 1671 von Meister Franz Sebastian Voillard in Frankfurt gegossen
worden
und hat einen Durchmesser von 164 cm
bei einer Höhe von 178 cm Foto:
CGA-A
|