Region
(GHZ). Nicht als gemeinsame Region mit Cottbus, wie vom Kreistag
gewünscht, geht der Kreis in die Zukunft, aber durchaus drangvoll.
Über Gelungenes, Verpasstes und Vorstellbares sprach Stephan
PÖNACK mit dem Landrat.
Was wünschen Sie den Menschen im Landkreis für
dieses Jahr?
D. FRIESE: Natürlich Glück und Gesundheit. Vor
allem aber Arbeit und gute Bildungsmöglichkeiten - wenn beides
nicht vorhanden ist, wird man ja krank.
Blicken wir zurück: Sind Sie 2005 manchmal enttäuscht
gewesen?
D. FRIESE: Ja, als die geplante gemeinsame Region nicht
zustande gekommen ist. Zwei Jahre haben wir daran gearbeitet,
mussten dann aber feststellen, dass weder die Stadt Cottbus noch
das Innenministerium diese wollten.
Wie ordnet sich nun der Süden Brandenburgs?
D. FRIESE: Die Zusammenarbeit wird über Verwaltungsvereinbarungen
geschehen, die eine gemeinsame Gebietskörperschaft aber nicht
ersetzen. Dies ist nur die zweitbeste Lösung. Auch 2009 wird
es aber sicher keine Kreisgebietsreform geben. Sogar im Innenministerium
sieht man dies als rechtlich ausgeschlossen.
Ihr Landkreis gehört zu den wenigen, die ALG-II
Empfänger selbst betreuen. Wie klappt das?
D. FRIESE: Sehr gut, ich bin unseren Mitarbeitern sehr
dankbar, dass sie so engagiert zur Sache gehen. Wir möchten
auch dieses Jahr wieder so erfolgreich sein und die Zahl der Langzeitarbeitslosen
reduzieren.
Für Cottbus-Drewitz gibt es ein neues Vertragswerk.
Wann erwarten Sie die ersten Auswirkungen in der Region?
D. FRIESE: Nach drei Jahren Verhandlung entsteht jetzt
ein multimodales Logistikzentrum. Die Umsetzung liegt jetzt im
Geschick der Amerikaner. Das Verfahren ist so ausgelegt, dass
es sofort los gehen kann. Und solche Flugplätze werden zur
Jobmaschine.
Erwarten Sie regionale Impulse aus der Fußball-WM?
D. FRIESE: Je länger die deutsche Mannschaft im Spiel
bleibt, desto größer ist der emotionale Schub - natürlich
auch bis in unseren Spree-Neiße-Kreis. Direkt profitieren
aber nur die Wettkampforte. Mir liegt viel mehr am Herzen, wie
Energie Cottbus voran kommt.
Zum Vorrundenspiel Brasilien-Kroatien habe ich Karten, dann erlebe
ich den Rummel von Kanada aus im Urlaub.
Im Herbst kommt durch den Brandenburg-Tag ein Höhepunkt
nach Forst. Strahlt das auf den Kreis aus?
D. FRIESE: Wo die Stadtverwaltung Forst uns dabei haben
möchte, unterstützen wir gern. Wir sind in die Vorbereitungen
einbezogen. Ich freu mich , dass solch ein Tag hier nach
Forst kommt. Damit erreicht man aber nirgends einen wirtschaftlichen
Durchbruch. Das geht mal 14 Tage, das hilft mal so ein bisschen.
Ihr ureigenes Fest ist bekanntlich die Internationale
Folklorelawine. Rollt sie schon wieder?
D. FRIESE: Die ist ganz schwer am Rollen. Wir haben gedacht,
die letzte in Guben kann man nicht übertreffen. Aber es wird
2006 noch wesentlich aufregender. Gruppen aus Australien, Nepal,
Afrika, der Ukraine, aus Spanien und, und, und. Insgesamt 16 Gruppen
aus 15 Ländern kommen nach Lübbenau und Burg.
Sie sind als Kopf des Landkreises ständig auf
der Suche nach neuen Lösungen. Wie kreativ müssen Landräte
sein?
D. FRIESE: Ein Landrat ohne ein tüchtiges Heer an
Angestellten ist gar nichts. Für mich gehört eine ganze
Menge Mut dazu, Entscheidungen zu treffen, vor Fehlern keine Angst
haben. Wer vor Fehlern Angst hat, kann nichts entscheiden.
Sind Sie jederzeit gern Landrat?
D. FRIESE: Für mich beginnt am 22. Februar die zweite
Hälfte der zweiten Legislaturperiode als Landrat. Was danach
kommt, werden wir sehen. Es macht mir meistens noch jeden Tag
Spaß. Der Beruf ist vor allem eine ganze Menge Arbeit -
aber ich mach sie gern.
Was gibt es dieses Jahr zu entwickeln?
D. FRIESE: Wichtig ist, dieses Jahr eine Konstruktion zu
finden, die die vier Krankenhäuser der Region erhält.
Ich möchte unterstützen und helfen, diese auf einen
gemeinsamen Weg zu bringen und dauerhaft die Standorte in Cottbus,
Guben, Forst und Spremberg zu sichern. Da sehe ich gute Möglichkeiten
das zu erreichen, es müssen nur alle mitmachen. Ich möchte
in den Dialog auch Ministerin Ulla Schmidt einbeziehen.
Eine Einzigartigkeit des Kreises ist seine Randlage.
Wie gestaltet sich die deutsch-polnische Zusammenarbeit?
D. FRIESE: Seit langem machen wir eine erfolgreiche Arbeit
in der Euroregion Spree-Neiße-Bober. In der Förder-
periode 2007 bis 2013 stehen noch einmal große Finanzmittel
bereit, danach wird es weniger. Eine Aufgabe der nächsten
Monate wird es sein, Projekte auf die Beine zu stellen und das
Geld mit unseren polnischen Nachbarn sinnhaft zu nutzen.
Geraten Sie manchmal in einen Konflikt zwischen Verwaltungszwängen
und Gewissen?
D. FRIESE: Bestimmt nicht. Zu meinen Entscheidungen stehe
ich. Wäre eine Verwaltungsentscheidung nicht mit meinem Gewissen
vereinbar, würde ich alle rechtlichen Möglichkeiten
ausnutzen, so eine Entscheidung nicht treffen zu müssen.
War das so bei der Paintball-Halle, die Sie abgelehnt
haben?
D. FRIESE: Es ist schon heftig, wenn Menschen das gegenseitige
Totschießen üben! Das empfinde ich viel dramatischer
als die Gubener Manufaktur Gunter von Hagens. Besagte Halle ist
aber planungsrechtlich möglich, es liegt am Spremberger Bürgermeister,
zu prüfen, ob der Investor alle Vorraussetzungen erfüllen
kann.
Haben Sie einen Traum, den sie gern verwirklichen
würden?
D. FRIESE: Einen ausgeglichenen Haushalt und keine
Arbeitslosen, alles andere ergibt sich dann von selbst. Jetzt
tun mir die Abgeordneten vom Kreistag schon leid, die aus finanziellen
Gründen gar nichts mehr entscheiden können.
Danke für dieses Gespräch.
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Landrat Dieter Friese |